Nach der Revolution
Frankreich, Ägypten 2012, Laufzeit: 122 Min., FSK 12
Regie: Yousry Nasrallah
Darsteller: Mena Shalaby, Bassem Samra, Nahed El Sebaï
>> www.revolution-derfilm.de
Aktuelles Drama zum ägyptischen Frühling
Weder schwarz noch weiß
„Nach der Revolution“ von Yousry Nasrallah
Zeitnah kommentiert Regisseur Yousry Nasrallah die Turbulenzen in Ägypten, indem er ein Drama über den arabischen Frühling erzählt, das die Ereignisse aus der Perspektive des Volks spiegelt. Ambivalent, kritisch und aktuell. Künstlerisch beruft sich Nasrallah auf den Italienischen Neorealismus, der aktuelle Ereignisse fiktional für die Leinwand verarbeitete. Aufhänger seiner Geschichte ist die sogenannte „Schlacht der Kamele“, die sich am 2. Februar 2011 auf dem Tahrir-Platz zutrug. Berittene Männer aus dem Volk preschten dabei in die demonstrierende Menge. So erzählten es zumindest die Aufnahmen, die im Internet landeten. Der Protagonist dieses Dramas ist einer dieser Reiter: Mahmoud (Bassem Samra), ein einfacher Mann. Er glaubt, das Gute zu verteidigen, wird dabei jedoch von seinem Pferd gerissen und verprügelt. Unter dieser Demütigung leidet sein Job ebenso wie seine Familie - die beiden Söhne werden in der Schule gehänselt. Dann begegnet Mahmoud der feministischen Journalistin Reem (Menna Shalabi), die sich in ihn verguckt und sich für sein Schicksal interessiert. Mahmoud indes wird von dem tyrannischen Statthalter Haj Abdallah manipuliert.
Es ist ein Geschenk, dass der arabische Frühling so zeitnah fiktional verarbeitet wird von einem ägyptischen Regisseur, der das Volk kennt und die Ereignisse weit über die Berichterstattung hinaus verfolgt hat. Yousry Nasrallah will aufklären. Und er will ein Statement abgeben, falsche Bilder gerade rücken. Den manipulativen Charakter von Politik und Medien in seinem Land offen legen. Er möchte zeigen, dass es anders aussieht hinter der Oberfläche. Dass man mitnichten ausreichend informiert ist durch Bilder aus Fernsehen und Internet. Dass es nicht nur schwarz gibt und weiß.
Ein ehernes Ansinnen. Es bestehen allerdings zwei grundsätzliche Probleme: Zum einen bleiben Alltag, Kultur und soziale Strukturen, in denen sich seine Figuren bewegen, dem westlichen Betrachter in vielen Situationen fremd und nicht nachvollziehbar. Nasrallah hat sicherlich einen großen und wichtigen Film für das Publikum in seinem Land inszeniert. Außerhalb des arabischen Raums aber wird er es damit schwer haben, zu entrückt ist das Geschehen mitunter. Gleiches gilt für die Inszenierung. Zu naiv gestalten sich Dramaturgie, Dialog und das Spiel der Darsteller. Auch hier gilt: Die lebensnahe Inszenierung mag den Sehgewohnheiten des ägyptischen Zuschauers entsprechen – unsereins könnte Probleme haben mit dieser Gestaltung. Andererseits geht es Yousry Nasrallah mit „Nach der Revolution“ kaum darum, den Oscar zu gewinnen. Nein, sein Drama wendet sich in erster Linie an jene, von denen es erzählt. Und damit dürfte es unterm Strich ein bedeutendes Stück Kino für das ägyptische Volk darstellen.
(Hartmut Ernst)
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