Moxie. Zeit, zurückzuschlagen
Streaming – USA 2021, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Amy Poehler
Darsteller: Hadley Robinson, Alycia Pascual-Pena, Lauren Tsai, Amy Poehler, Patrick Schwarzenegger
>> www.netflix.com/de/title/81078393
Feministische High-School-Komödie
Mit erhobenem Kopf
„Moxie. Zeit, zurückzuschlagen“ von Amy Poehler
„Ist doch toll, wenn man unsichtbar ist!“ Das sagt Vivian (Hadley Robinson, „Little Women“) am ersten Tag nach den Sommerferien zu ihrer besten Freundin Claudia (Lauren Tsai). Sie beide sind ‚unsichtbar‘. Vivian ist sowieso schüchtern und auch ihre Freundin will als Tochter einer eingewanderten Asiatin wenig auffallen, um keine Angriffsfläche zu bieten. Denn darum geht es: Möglichst unbeschadet durch die High School zu kommen, den Mobbing-Attacken zu entgehen. Zum Mobbing zählt unter anderem das wiederkehrende Ranking, initiiert von Mitchell (Arnold Schwarzenegger-Sohn Patrick Schwarzenegger), dem Beau und Football-Star der Schule. Hier werden die Schülerinnen als Miss Oberweite, Miss Arsch oder Miss Fuckable ‚gekürt‘.
„Moxie“ ist nach „Wine Country“ die zweite Regiearbeit der Schauspielerin und Komikerin Amy Poehler („Saturday Night Live“, „Parks and Recreation“). Beide Filme wurden für Netflix produziert. Während ihr Debüt bei der Kritik nicht sonderlich gut ankam, ist ihr mit der Adaption von Jennifer Mathieus gleichnamigem Roman aus dem Jahr 2017 eine gute Mischung aus High-School-Comedy, Coming-of-Age-Drama und feministischer Selbstermächtigung gelungen.
Nachdem Vivian ratlos vor ihrer neuen Hausaufgabe sitzt – „Schreiben Sie über etwas, für das Sie sich begeistern“, fragt sie ihre Mutter, was sie in ihrem Alter begeistert hat. Die schwärmt von ihrer Zeit als Riot Grrrl in den 90ern, als sie Fan von feministischen Bands wie Bikini Kill war. „Das Patriarchat abschaffen!“ ist also ihre Antwort. Vivian ist weder so offensiv wie ihre Mutter, noch so schlagfertig, aber immerhin eröffnet sich ihr nun der Blick auf die bislang als normal angesehenen sexistischen Praktiken ihrer Mitschüler. Lisa (Alycia Pascual-Peña), Black-Hispanic und neu an der Schule, lehrt sie eine weitere Lektion. Denn Lisa sagt, was sie denkt und gerät damit direkt ins Visier von Mitchell. Aber statt den Kopf einzuziehen, wie Vivian ihr rät, damit seine Schikane bald auf eine Andere abzielt, antwortet sie: „Meinen Kopf lass ich erhoben!“
Das gibt ihr Mut. Zumindest ein wenig. Denn nun wird sie zwar aktiv: In einer nächtlichen Aktion zimmert sie schnell ein subversives feministisches Fanzine zusammen, das sie kurz vor Ladenschluss im Copyshop vervielfältigt. Doch dafür einstehen kann sie noch nicht. Also legt sie die Hefte heimlich auf die Mädchentoiletten. Von da aus verbreiten sie sich in Windeseile in der Schule und verfehlen ihre Wirkung nicht. Sogleich gründet sich ein Club aus Mädchen, die es leid sind, den toxischen Sexismus der Jungs, geschützt von einer um das Ansehen der Schule besorgte Direktorin, zu ertragen. Vivian reiht sich dort ein, ohne sich jedoch zur Urheberschaft des Magazins zu bekennen. Dafür braucht es noch ein paar Schritte der Emanzipation…
Mit „Moxie“ ist Amy Poehler im Sinne von Filmen wie „Juno“ oder „Lady Bird“ das Gegenstück zu vielen von schenkelklopfendem Sexismus durchtränkten High-School-Komödien gelungen, das nicht verbissen, sondern mit großem Spaß und auch der obligatorischen Schulparty in der Villa von Kindern reicher Eltern mit allem Machoismen aufräumt und gleich noch alle möglichen Rassismen mit aufgabelt. Der gute Soundtrack mit Bikini Kill, CSS, Ebony Bones oder Gossip trägt zum Gelingen des korrekten Partyspaßes bei.
(Christian Meyer-Pröpstl)
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