Lindenberg! Mach dein Ding
Deutschland 2019, Laufzeit: 135 Min., FSK 12
Regie: Hermine Huntgeburth
Darsteller: Jan Bülow, Detlev Buck, Ruby O. Fee, Charly Hübner
>> www.lindenberg-film.de
Biopic über den jungen Udo Lindenberg
Komischer Vogel
„Lindenberg! Mach dein Ding“ von Hermine Huntgeburth
Interview mit Darsteller Jan Bülow
Dieser Film erzählt von Udo Lindenberg, wie wir ihn nicht kennen. Er erzählt von seinen jungen Jahren, bevor er zur Ikone wurde. „Lindenberg! Mach dein Ding“ endet, als der Durchbruch erfolgt. Regisseurin Hermine Huntgeburth blickt zurück in die Kindheit, wo der sechsjährige Udo zur Wohnzimmer-Performance seines angeduselten Vaters (Charly Hübner) auf dem Blecheimer trommelt. Dann ist Udo fünfzehn und verlässt die westfälische Heimat, beginnt eine Kellnerlehre in Düsseldorf. Mit siebzehn spielt der ehemalige Blechtrommler in Libyen Schlagzeug für die Gis. Und dann schreiben wir das Jahr 1971: Der Jazz-Schlagzeuger ist Anfang 20, landet in Hamburg und findet seinen Weg. Er knüpft Freundschaften, zu Paula (Ruby O. Fee), die ihm zur Wegbegleiterin wird, zu Steffi Stephan (Max von der Groeben), seinem künftigen Panik-Partner. Der Talentsucher Mattheisen (Detlev Buck) wird auf ihn aufmerksam. Das erste Album ist ein Ladenhüter. Ab jetzt will Udo deutsch rocken, was Zerwürfnisse mit sich bringt und seinen vorübergehenden Wegzug nach Berlin. Aus Ost-Berlin kehrt er mit Liebeskummer zurück nach Hamburg. Das Panikorchester formiert sich, Udo Lindenberg erhält eine zweite Chance. Der Pionier des deutschen Rocks ist geboren. Der Brückenbauer zwischen Ost und West. Und der Weg ist frei zu 700 Songs, 80 Singles und 50 Alben.
„Jan Bülow ist ‘ne Rock’n’Roll-Rakete“, sagt Udo Lindenberg über den Mann, der ihn hier darstellt. Jan Bülow („Radio Heimat“) bezeichnet Udo Lindenberg als „ein Wesen aus einer anderen Zeit und gleichzeitig zeitlos“, als „komischen Vogel“. „Er hat eine Haltung“, sagt die Regisseurin Hermine Huntgeburth. Und all das galt vermutlich damals schon, als Udo Lindenberg noch keinen Schlapphut auf dem Kopf trug. In der Zeit, in der dieses Biopic spielt. Huntgeburth inszenierte Kino für Kinder und Jugendliche („Bibi Blocksberg“, „Tom Sawyer“), verfilmte deutsches Literaturgut („Effi Briest“) und Biografisches („Die weiße Massai“). Nun sucht sie vornehmlich über Lindenbergs Biografie und seine Songtexte Zugang zur Ich-Werdung, zur Udo-Werdung des Künstlers. So manche Liedzeile landet dabei mitunter arg konstruiert im Dialog – da gelang Caroline Link die Hinführung zum späteren Habitus des Hape Kerkeling in „Der Junge muss an die frische Luft“ ungleich subtiler. Darüber hinaus gestaltet sich die Selbstfindung Lindenbergs in den ersten neunzig Minuten recht ziellos, der junge Udo macht hier nämlich vor allem eines nicht: sein Ding. Dann der starke Moment, in dem er ans Mikro tritt im „Onkel Pö“. Wo er einfach los singt, wo sich die Band um ihn herum formiert und einsteigt. Der spontane Moment, die Erweckung. Magie, die sich abhebt von einem ansonsten recht nüchtern und episodisch gehaltenen Biopic. Huntgeburth springt verschachtelt durch eine äußerst sprunghafte Lebensphase – und zeichnet sie womöglich just damit recht treffend.
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