Im Oktober werden Wunder wahr
PER 2010, Laufzeit: 93 Min.
Regie: Daniel Vega, Diego Vega
Darsteller: Bruno Odar, Gabriela Velásquez, Carlos Gasols, Maria Carbajal
Poetisches Alltagsmärchen
Zeit für Veränderungen
"Im Oktober werden Wunder wahr" von Mark Palansky
Clemente arbeitet wie einst sein Vater als Geldverleiher. Seine täglichen Routinen werden auf den Kopf gestellt, als er von einer Prostituierten, die er regelmäßig besucht, ein Baby vor die Tür gesetzt bekommt. Er engagiert Sofía, die sich um die Kleine kümmern soll.
Poetisches Alltagsmärchen
Filme wie „Im Oktober werden Wunder wahr“ sind geborene Kritikerlieblinge. So überrascht es auch nicht, dass der erste Langfilm des Brüderpaares Daniel und Diego Vega einen der wichtigsten Preise bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes gewinnen konnte, den Jurypreis in der Reihe „Un certain regard“. Die Vegas stehen mit ihrem Debüt in der Tradition etlicher anderer zeitgenössischer südamerikanischer Filme wie „Gigante“, „Eine Perle Ewigkeit“ oder „La Nana – Die Perle“, die mit geringem Budget große Geschichten erzählen, die überwiegend durch ihre ausgefeilte Visualisierung funktionieren. Auf diese Weise stehen solche Filme im direkten Gegensatz zum bombastischen Hollywoodkino, bei dem oftmals der Fantasie kein Raum mehr gelassen und alles auserzählt wird. Die jungen südamerikanischen Regisseure vertrauen viel eher auf die Kraft ihrer Bilder, die auf fantastische Weise kadriert sind und häufig mehr sagen als tausend Worte. So auch hier, wo es nur weniger Einstellungen bedarf, damit der Zuschauer über die Befindlichkeit seines griesgrämigen Protagonisten Bescheid weiß. Clemente (brillant in seiner lakonischen Zurückgenommenheit: Bruno Odar) ist ein reicher Mann, der seinen Lebensunterhalt mit Geldgeschäften verdient, selbst aber auf jeden Centimos achtet und mit Nachdruck versucht, eine Blüte, die ihm angedreht wurde, irgendwie an den Nächstbesten weiterzureichen. In der Symbolik des Films ist Clemente jedoch arm, denn er will zuviel, immer noch mehr, als er ohnehin schon besitzt. Als ihm schließlich seine uneheliche Tochter vor die Füße gelegt wird, ist er dann auch nicht in der Lage, diese Situation als Bereicherung zu begreifen. Er weist jegliche Verantwortung von sich und versucht unentwegt, sein Leben wieder in die gewohnten Bahnen zurückzulenken.
Eine echte Bereicherung ist indes „Im Oktober werden Wunder wahr“ für Zuschauer, die sich im Kino noch verzaubern lassen wollen. All jene, für die die Entdeckung der Langsamkeit im Erzählstil kein Manko darstellt, all jene, die nicht jeden Handlungsstrang bis ins Detail aufgelöst haben wollen, wird dieser Film als stimulierendes Erlebnis erscheinen. Neben Bruno Odar als Clemente tragen den Film insbesondere Gabriela Velásquez als Kindermädchen Sofía und Carlos Gassols als Rentner Don Fico, die einem in ihren kauzigen Verschrobenheiten schnell ans Herz wachsen. Im Gegensatz zur Hauptfigur, der nur am persönlichen Gewinn zu liegen scheint, sind diese beiden Charaktere selbstlos und auch um das Wohl von anderen besorgt, wenngleich selbst ihre Handlungsweisen nicht immer ganz nachvollziehbar sind. Aber auch das ist einer der Pluspunkte von Daniel und Diego Vegas Film, der sich ein gewisses Mysterium bewahren kann, das ihn nur noch interessanter macht.
(Frank Brenner)
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