Gegengerade
D 2010, Laufzeit: 88 Min., FSK 16
Regie: Tarek Ehlail
Darsteller: Timo Jacobs, Denis Moschitto, Fabian Busch, Mario Adorf, Natalia Avelon
>> www.gegengerade-derfilm.de/
FC St. Pauli – Das Kiezdrama zum Verein
Drei Freunde
„Gegengerade“ von Tarek Ehlail
„Es ist Freundschaft, es ist wahre Liebe und Leidenschaft!“ Natürlich: Hier kann es nur um Fußball gehen. Ein Reporter hält am Mikro eine Predigt, er wird im Verlauf der Handlung immer wieder erscheinen und dem Fußball frönen, dem Ball, dem Stadion, den Fans. Ein Fußballprediger, der eine Geschichte rahmt, die von drei Freunden erzählt: Magnus (Timo Jacobs), Kowalski (Denis Moschitto) und Arne (Fabian Busch) halten zusammen und zum selben Verein: dem FC St. Pauli. Drei Existenzen aus dem Kiez, die mehr oder weniger ambitioniert ihren Hobbys und Jobs nachgehen, und die gemeinsam dem Höhepunkt der Woche entgegen fiebern: dem Spieltag!
Regisseur Tarek Ehlail („Chaostage“) war Punk, heute ist der Deutsch-Palästinenser St. Pauli-Fan, und er kennt den Kiez: Schlägereien, brennende Autos, Fans zwischen Euphorie und Frustsaufen. Und den Erstligisten, mit seiner einmaligen Geschichte, seiner Philosophie wider Kommerz und Faschismus, seinem einmaligen Zusammenhalt. „Wahre Liebe gibt es nur unter Fußballfans“, heißt es. Klar. Mit solchen Parolen konnte Ehlail offensichtlich eine ganze Reihe namhafte Darsteller für sein gelungenes Low-Budget-Projekt ködern: Mario Adorf ist Baldu, Büdchenbesitzer und Box-Coach von Magnus und Kowalski. Claude-Oliver Rudolph mimt einen Hausarzt (!), der dem Verein ebenso verfallen ist wie der Frau eines miesen, gerissenen Staatsanwalts (Dominique Horwitz). Drei Männer, die noch eine Konstante in der Story bilden. Andere, wie Moritz Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring, Andre Eisermann oder Ferris MC lümmeln sich munter in Nebenrollen oder Kurzauftritten. Und derer gibt es viele. Da bleibt bei den Protagonisten wenig Zeit für Psychologisierung. Immerhin von Magnus erfährt man, dass er vom Geld seiner reichen Mutter lebt, mit der er kein Wort redet. Auch mit der Freundin läuft es nicht. Dafür träumt Magnus vom Stadion. Und darum geht es hier ja schließlich!
Ein kurzweiliges, derbes, spannendes Kiezdrama also, mit vielen Gesichtern, das aber vor allem eines herausstellt: Die Seele eines Vereins, und damit die Seele seiner Fans. Ein gewitztes Portrait mit gut aufgelegten Darstellern und einem nettem dramaturgischem Überbau, wie man es sich nach dem Kinobesuch auch für andere Vereine wünscht. Eine Milieu-Geschichte aus dem Veedel mit einer Handvoll FC-Fans, da könnte man sicherlich etwas draus machen. Andererseits – ein Drama über Bayern-Fans…
Nun, es würde sicherlich nicht mit jedem Fußballclub funktionieren. Und St. Pauli hat Tarek Ehlail. Der zieht seine ansonsten so geerdete Geschichte übrigens zum Schluss melodramatisch enorm an. Und er inszeniert einen Polizeieinsatz, in dem die Beamten nicht eben deeskalierend zur Sache gehen. Spätestens da denkt man, nun gehe endgültig der alte Punk in Ehlail durch. In einem Interview sagt der Regisseur, dass er genau diese Szene für authentisch erachte. Das wollen wir ihm lieber nicht glauben. Allem aber, was er über den Fußball erzählt, stimmen wir blindlings zu.
(Hartmut Ernst)
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