Das Leben gehört uns (2012)
F 2011, Laufzeit: 100 Min., FSK 6
Regie: Valérie Donzelli
Darsteller: Valérie Donzelli, Jérémie Elkaïm, César Desseix, Gabriel Elkaïm, Brigitte Sy, Elina Löwensohn, Michèle Moretti
>> www.das-leben-gehoert-uns.de
Unkonventionelles Beziehungsdrama
Aufregend
„DasLebengehörtuns“ von Valérie Donzelli
Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie sind jung, sie sind zusammen, das Leben ist schön. Das Glück scheint es mit Roméo (Jérémie Elkaïm) und Juliette (Valérie Donzelli) geradezu schicksalhaft gut zu meinen, da erfahren die jungen Eltern, dass ihr kleiner Sohn von einem Tumor befallen ist. Eine Passion steht der kleinen Familie bevor. Ein Leidensweg, der sie über die Jahre durch Extreme jagt. Der ihnen nie die Hoffnung nimmt, der die Beziehung aber deutlich zeichnet.
Valérie Donzellis Drama beruht nicht nur auf irgendeiner wahren Geschichte, sie erzählt ihre eigene, persönliche Geschichte. Darüber hinaus verkörpern sie und ihr damaliger Partner die Hauptrollen. Das schürt Befürchtungen, die sich jedoch nicht erfüllen: Trotz des Erlebten, trotz der Involviertheit der Regisseurin wirkt dieses bewegende Drama nie zu persönlich. Schon der Umstand, dass sie ihre Protagonisten Roméo und Juliette tauft, spiegelt den universellen Anspruch, den sie an ihren Film hat. Der Film stellt weder für die Filmemacherin noch für ihren Ex-Partner eine therapeutische Aufarbeitung dar. „Wir haben das Böse hinter uns gelassen, um nur das Gute zu bewahren“, sagt Jérémie Elkaïm.
Und so behält Valérie Donzelli souverän ihre dramaturgischen und inszenatorischen Fäden in der Hand. Dabei gewährt sie sich allerdings Freiheiten, verarbeitet ihre Vergangenheit kreativ und vor allem unangepasst: Gelegentlich erzählt der Film wie in Zeitraffer, oder Donzelli bricht einfach mal die Form und flechtet eine Musical-Nummer ein, als Roméo und Juliette, räumlich getrennt, ein Liebeslied füreinander anstimmen. Aus dem Off hört man abwechselnd drei verschiedene Kommentarstimmen, die nicht zuzuordnen sind. Die Regisseurin beruft sich weniger auf Vorbilder als vielmehr darauf, dass sie schlichtweg intuitiv arbeitet. Deshalb lässt sie sich auch nicht auf Genres festlegen. „Das Leben gehört uns“ ist in ihren Augen weder Drama, noch Tragödie oder Melodram. Es ist von allem etwas. Und das liegt weniger in der Form als im Inhalt begründet: Im Mittelpunkt stehen hier nicht die Krankheit und das Kind, sondern die Beziehung von Roméo und Juliette. Angefangen mit der rosa Brille bis hin zum krisenbedingten Erstarken der Zweisamkeit, die mit wachsender Erschöpfung einhergeht – das alles erzählt Donzelli so echt und unverfälscht und ohne Rücksicht auf Erzählkonventionen, so stark, dass es am Ende berühren muss. So ist es nur konsequent, dass sie sich auch inszenatorisch den Konventionen verschließt. Zumindest, dass sie sich von ihnen nicht einschränken lässt.
Ein Drama über die Liebe. Über ihre Kraft und ihre Grenzen. Über eine große Krise, eine Prüfung. Über den Halt durch Freunde und Angehörige. Valérie Donzelli kreiert ein assoziatives, filmisch aufregendes Stimmungsbild, das am Ende trotzdem ganz klassisch berührt. Schade, dass man so etwas als mutig bezeichnen muss.
InternationalesFilmfestivalGijón2011:BesterFilm:ValérieDonzelli
(Hartmut Ernst)
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Prominente Drehorte
Der Verein Köln im Film zeigt in Köln gedrehte Spielfilme – Festival 05/24
Ernster Mai
Der Frühling schwemmt viele Dokumentarfilme ins Kino – Vorspann 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Gegen die Marginalisierung weiblicher Körper
„Notre Corps“ im Filmforum – Foyer 04/24
Show halt
Die Sache mit dem Oscar – Vorspann 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Paradigmenwechsel im Mensch-Natur-Verhältnis“
Mirjam Leuze zum LaDOC-Werkstattgespräch mit Kamerafrau Magda Kowalcyk („Cow“) – Foyer 03/24
Schöne Aussichten im Kino
Der Festivalauftakt in Berlin verspricht ein gutes Filmjahr – Vorspann 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024
Rechtsextreme Terroranschläge
„Einzeltäter Teil 3: Hanau“ im Filmhaus – Foyer 02/24
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024