Das Dschungelbuch (1967)
USA 1967, Laufzeit: 78 Min., FSK 6
Regie: Wolfgang Reitherman
Darsteller: George Bruns
"Dschungel! Wieviel Phantasie und wieviel Zauber liegt in diesem Wort. Und wie märchenhaft und wundersam ist die Geschichte des kleinen Jungen, der Mowgli hieß." So beginnt "Das Dschungelbuch", und wie viele Leute in meinem Alter kann ich ungefähr 40 Minuten davon auswendig: soviel wie eben auf eine Hörspielplatte passt. Mit drei Jahren war es mein erster Kinofilm. Jetzt bin ich 33, aber das "Dschungelbuch" ist so jung wie immer. Dabei ist es ein ausgesprochenes Alterwerk: für Walt Disney war es der letzte Film, den er vor seinem Tod noch weitreichend überwachte. Und die erste Garde seiner Animatoren, die ihn zeichneten, nannte man damals schon ehrfurchtsvoll die "Nine Old Man". Sogar die Originalstimme von Balu dem Bären, Phil Harris, war bereits ein betagter Radiokomiker, als er sich widerstrebend von Disney überreden ließ, die Rolle seines Lebens zu sprechen. Heute ist er 96 Jahre alt. Doch der Film, den diese alten Männer schufen, ist der leibhaftige Frühling.Das machen zu allererst die Farben: dieser Aquarell-Dschungel mit seinen sattgrünen Palm-Wedeln (eine kalte Brise für Affenkönig Louie!) und knorrigen Baumrinden (ein wohlig gekratzter Rücken für Balu, den Bären") ist von unerreichter Kinderzimmergemütlichkeit. Eigentlich unverständlich, dass man da nicht als kleiner Junge sicher wäre... Womit aber auch schon das zentrale Wort des Films gefallen wäre: Probier's mal mit Gemütlichkeit. Mit Ruhe und Gemütlichkeit. Auf englisch sind das die "bare nessecities", die nackten, die Bären-Notwendigkeiten. Und schmeiß die blöden Sorgen über Bord. So singt es Balu, rückenschwimmend, das Menschenkind auf seinem kuscheligen Bauch. Und dann wird es auch schon von den Affen gekidnappt, die von ihm wissen wollen, wie man Feuer macht. In welchem anderen Film folgen die absoluten Höhepunkte so dicht aufeinander? Der Legende nach war nach den Affen noch eine ebenso starke Episode mit einem Nashorn vorgesehen, die Disney wieder herausnahm - mit der Begründung, allzu viel sei ungesund. Das hätte Mary Poppins sicher auch gefunden. So bleiben uns 78 Minuten - und die sind so gut wie vollkommen.Es mag aufwendigere, effektvollere, gewagtere oder innovativere Trickfilme geben. Keiner aber hat liebenswertere Charaktere. Kürzlich versuchte ich meinen 5-jährigen Nachbarinnen begreiflich zu machen, dass die Schlange Kaa eigentlich böse ist. Sie glaubten es nicht. Andere haben die Geier in ihr Herz geschlossen, mit denen Disney - wenn er schon Rudyard Kiplings Vorlage weitgehend igronierte - einem anderen Aushängeschild britischer Kultur Tribut zollte: den Beatles. Früher konnte man "Das Dschungelbuch" alle sieben Jahre im Kino sehen. Jetzt, in Zeiten von Video und DVD, ist es eine Kino-Wiederaufführung ein seltenes Vergnügen. Aber Vorsicht: In den Kinos sitzen die 30-jährigen. Und murmeln den Text mit...
(Daniel Kothenschulte)
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Ernster Mai
Der Frühling schwemmt viele Dokumentarfilme ins Kino – Vorspann 05/24
Prominente Drehorte
Der Verein Köln im Film zeigt in Köln gedrehte Spielfilme – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Gegen die Marginalisierung weiblicher Körper
„Notre Corps“ im Filmforum – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
Show halt
Die Sache mit dem Oscar – Vorspann 04/24
„Paradigmenwechsel im Mensch-Natur-Verhältnis“
Mirjam Leuze zum LaDOC-Werkstattgespräch mit Kamerafrau Magda Kowalcyk („Cow“) – Foyer 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Schöne Aussichten im Kino
Der Festivalauftakt in Berlin verspricht ein gutes Filmjahr – Vorspann 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Das Zimmer der Wunder
Start: 16.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024