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Viele Preise für gutes Programm
Foto: Film- und Medienstiftung NRW/ Heike Herbertz

Positionen und Preise

29. November 2012

In Köln wurde die Kinokultur tagsüber diskutiert und am Abend prämiert – Festival 12/12

Arthousekinos sind ja in einer zwiespältigen Situation. Auf der einen Seite sind sie ein wirtschaftliches Unternehmen wie die großen Multiplexe oder auch der Bäcker von nebenan. Auf der anderen Seite wird hier mit Herzblut Kultur vermittelt. Und da haben sie vielleicht mehr mit der Bäckerei – zumindest, wenn es keine Backwarenkette ist – als mit den Multiplexen gemein. Es geht um die cineastische Grundversorgung der Bevölkerung. Und die kann man nicht nur mit Fließbandproduktionen abspeisen. Da muss auch mal der Geschmacksnerv gekitzelt, Ungewöhnliches ausprobiert und Andersartiges empfohlen werden. Auf dass der Geschmack vielfältig bleibt und sich nicht an massenweise Geschmacksverstärker gewöhnt. Genug der Analogien: Das Arthousekino an der Ecke unternimmt für diese mehr oder weniger idealistische Einstellung einen Spagat zwischen anspruchsvollem Programm und wirtschaftlichem Erfolg. Ohne Letzteren geht es nicht, ohne Ersteres könnte man das Feld auch den großen Kinoketten überlassen und stattdessen – zum Beispiel – mit Herzblut Vollkornbrötchen backen.

Am Abend des 13. November honorierte die Film- und Medienstiftung NRW diesen Spagat mit dem Kinoprogrammmpreis zum 22. Mal. In glamourösem Rahmen zeichnete man herausragende Programme aus deutschen und europäischen Filmen sowie Produktionen für Kinder und Jugendliche aus. Im Theater am Tanzbrunnen wurden die Geldpreise in einer Gesamthöhe von 400.000 Euro in Form von Urkunden von prominenten Filmemachern wie Daniel Brühl, Hannah Herzsprung, Tom Tykwer, Margarethe von Trotta, Hans-Christian Schmid oder Caroline Link an 65 Kinos in NRW überreicht. Eine Geste, die zeigt, dass die prominenten Kinomacher sich durchaus bewusst sind, dass die Kinobetreiber die Mittler zwischen ihrer Arbeit und dem Publikum sind. Mit sechs ausgezeichneten Kinos – Cinenova, Filmpalette, Metropolis, Odeon, OFF Broadway und Weisshaus – kann Köln weiterhin als die Filmkunst-Hochburg in NRW gelten.

Danach wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Es war ein richtig langer Tag für die Kinobetreiber: Vor der Preisverleihung fand zum zweiten Mal ein Kinokongress statt. Den ganzen Tag über beschäftigten sich in den Rheinterrassen Expertenvorträge, Panels und Diskussionen mit aktuellen Fragen der Kinowirtschaft. Und Fragen tauchen in den Zeiten des digitalen Umbruchs viele auf. Nachdem der Eröffnungsvortrag über Prognosemöglichkeiten von Kinoerfolgen etwas an der Situation und den Bedürfnissen der Anwesenden vorbeiging, ergaben die folgenden Gespräche spannende und kontroverse Diskussionen. Während Universal-Chef Paul Steinschulte die Notwendigkeit von Marktforschungen unterstrich, betonten Geschäftsführer kleinerer Verleihe, dass die im Vortrag genannten Kriterien an ihren Filmen vorbeigingen und sie sowieso lieber nach eigenem Geschmack handelten als nach wirtschaftlichen Kriterien. In der folgenden Diskussion zwischen Johannes Klingsporn vom Verband der Verleiher und Christian Bräuer als Vertreter der Kinoinhaber entfaltete sich ein Streitgespräch über den Übergang von der analogen zur digitalen Filmwelt. Gegenseitig wurden ebenso Verantwortlichkeiten eingeklagt wie Versäumnisse angeklagt. Am Ende einte Tom Tykwer die Runde mit seinem analog gedrehten, aber digital bearbeiteten Arthousefilm für die Massen. Die Ausführungen zu der Entstehung seines aktuellen Films „Cloud Atlas“ waren höchst unterhaltsam und ein gelungener Übergang zu der danach anstehenden Kinoprogrammpreisverleihung.

CHRISTIAN MEYER

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