Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.562 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Fließende Formen

06. Juni 2022

Isamu Noguchi im Museum Ludwig – Kunst in NRW 06/22

Isamu Noguchi (1904-1988) arbeitete am Sozialen und Partizipatorischen von Skulptur: am Kontext und der Wirkung seiner Skulpturen in der Gesellschaft. Wie überzeugend dies dem aus Japan stammenden US-Amerikaner gelang, belegt die großartige, von Rita Kersting kuratierte Werkschau im Museum Ludwig. Sie setzt die biomorphe Bildhauerei mit seinen öffentlichen Plätzen, mit den skulpturalen Inszenierungen für das Tanztheater und mit seinen Designobjekten so in Beziehung, dass das eine aufs andere weist und sich klärt.

Noguchi pendelte zwischen den Kulturen, seine Ateliers befanden sich nacheinander in New York, Gentilly in Frankreich, New York, Kita Kamakura, Long Island, in der Toskana und schließlich Mure in Japan. Geboren wurde er in Los Angeles, die Mutter ist eine irisch-amerikanische Pädagogin, der Vater ein in Tokio lebender Dichter. Er wächst in Japan auf, wechselt für die Schule wieder in die USA. Ab 1927 arbeitet er in Paris als Assistent von Brâncuşi, ab 1929 lebt er im Greenwich Village in New York, wo er Martha Graham und R. Buckminster Fuller kennenlernt: Er erstellt für Graham Bühnenbilder und entwickelt mit Buckminster Fuller utopische Konstruktionen. Wichtig wird die Erfahrung der Gefangenschaft in einem amerikanischen Internierungslager 1942 aufgrund seiner japanischen Abstammung.

Sein Werk setzt mit Portraitbüsten und konstruktiven Raumstrukturen ein. Im Surrealismus wurzeln die „Interlocking Sculptures“ der 1940er Jahre, bei denen Holzglieder verschränkt sind und eine organische Interaktion beschreiben, die er später bei seinen Spielplätzen mit ihren Spiralen weiterdenkt. Zugleich nimmt Noguchi Kontakt mit dem Erdboden auf: Ebenso wie bei seiner Arbeit mit Ton beschäftigt ihn die Beziehung zum Material. Nach den Atombombenabwürfen auf seine japanische Heimat konzipiert er den Raum „Sculpture to Be Seen from Mars (Memorial to Man)“ (1947): Was würden Außerirdische nach der Selbstzerstörung der Erde von dieser noch vorfinden? Kann die Kultur zum Frieden beitragen? Auch dieses Konzept findet sich im Museum Ludwig wieder: als Mahnmal gegen jede kriegerische Handlung.

Isamu Noguchi | bis 31.7. | Museum Ludwig Köln | 0221 22 12 73 80

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Challengers – Rivalen

Lesen Sie dazu auch:

Sinnliche Konzepte
Roni Horn im Museum Ludwig

Ein König schenkt
Schenkungen von Kasper König an das Museum Ludwig – kunst & gut 03/24

Gespür für Orte
Füsun Onur mit einer Retrospektive im Museum Ludwig – kunst & gut 12/23

Die eigene Geschichte
„Ukrainische Moderne & Daria Koltsova“ im Museum Ludwig – kunst & gut 09/23

Verschiedenen Perspektiven
Neupräsentation der Sammlung im Museum Ludwig

Innenleben der Wirklichkeit
„Ursula – Das bin ich. Na und?“ im Museum Ludwig – kunst & gut 05/23

Geschichten eines Augenblicks
Museum Ludwig zeigt Werkschau „Voiceover“ – Kunst 03/22

Richter zu Ehren
Gerhard Richter im K21 und Museum Ludwig – Kunst in NRW 03/22

Provokante Performance
katze und krieg im Museum Ludwig – Theater am Rhein 01/22

Die Fakten zu den Bildern
Marcel Odenbach in Köln und Düsseldorf – Kunst in NRW 12/21

Leiser, spiritueller Widerstand
Betye Saar erhielt den Wolfgang-Hahn-Preis im Museum Ludwig – kunst & gut 07/21

In der Verlängerung beginnen
Museen zwischen öffnen und schließen – Kunst in NRW 02/21

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!