Minas Mann wurde als Mörder hingerichtet, nun lebt sie allein mit ihrer gehörlosen Tochter Bita und arbeitet in einer Fabrik. Weil ihr Schwager mit ihr im Hausflur gesehen wird, verliert sie auch noch die Wohnung. Doch Reza, ein neuer Bekannter, hilft ihr. Sie erlebt Komfort und sogar etwas Freude. Sie erfährt, dass ihr Mann unschuldig war, doch keine Entschuldigung der Richter, die Behörde will ihr nur ein Blutgeld zahlen. Dass einer der Richter im Prozess gegen ihren Mann Reza war, ahnt sie nicht. Maryam Moghaddam war in „Ballade von der weißen Kuh“ (Filmpalette, OmU im OFF Broadway und in der Bonner Kinemathek) nicht nur am Drehbuch und an der Regie beteiligt, sie spielt auch die Hauptrolle in dem starken Drama um Unschuld und Unrecht. Die weiße Kuh im Titel ist ein Symbol der Unschuld aus einer Sure des Korans. Doch Gerechtigkeit kann Mina nicht erwarten – nicht von Gott und nicht vom Staat.
Karoline Herfurth knöpft sich den in unseren Gefilden weit verbreiteten Selbstoptimierungswahn vor und zaubert als Co-Autorin ein leichthändiges, tragikomisches Selbstfindungsdrama daraus. Nora Tschirner, Martina Gedeck, Emilia Schüle, Joachim Król, Herfurth selbst und alle anderen bilden ein tolles Cast, deren Figuren sich allesamt im Leben verlaufen haben. Das Thema birgt massenhaft Klischeefallen, die Herfurth jedoch mit Biss und Herz weitestgehend umschifft. Sie zeigt, wo die Gesellschaft krankt, doch ihr Film „Wunderschön“ (Cinedom, Cineplex, Odeon, Residenz, Rex am Ring, UCI) tut dabei mehr gut als weh. Und wir lernen: Wenn eben das auf die Beziehung zutrifft, ist sie es schon wert. Auf der Zielgeraden wird es arg rührselig und der Erklärbär pflügt durchs Land, aber die Tschirner rettet forsch mit Gangart und Mundwerk.
Außerdem neu in den Kinos: Robert Jabbaz' heftiger Virus-Schocker „The Sadness“ (Cinedom, Cineplex, UCI, OmU in den Lichtspielen Kalk), Lars Montags außergewöhnliches Kinderabenteuer „Träume sind wie wilde Tiger“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Filmhaus, Rex am Ring) und Samuel Tourneux' Animationsspektakel „In 80 Tagen um die Welt“ (Cinedom, Cineplex, Metropolis, Rex am Ring, UCI).
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