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Hat Kinomoden überdauert: das Porzer Autokino
Foto: Autokino Deutschland

Das Autokino Porz

24. Mai 2008

Thorsten Schiers über das legendäre Porzer Drive-In - Kino.Köln 05/08

1967 eröffnete das Autokino Porz seine Pforten: 540 Quadratmeter Leinwand, 6000 Watt Lichtleistung, 1300 Stellplätze. Eine Pause ist vom Publikum erwünscht, die Snackbar bietet über das Popcorn hinaus Currywurst und Fritten. Thorsten Schiers leitet den Exot unter den Kölner Kinos, das traditionell mehrgleisig wirtschaftet und tagsüber als Floh- und Automarkt fungiert.

Herr Schiers, Ihr Publikum besucht Ihr Kino, um Filme zu gucken, bleibt dabei aber in den eigenen vier Wänden. Damit ist das Autokino eine Mischung aus klassischem Kino und Heimkino…

Das könnte man so sagen.

Was ist das Besondere am Autokino?

Wenn ich ins klassische Kino gehe, da sind viele Leute, da muss ich mich in Schale schmeißen, stylen. Das ist ein gesellschaftliches Event, abends ins Kino zu gehen. Wenn ich ins Autokino fahre, da kann ich, wenn ich will, in Schlappen und Jogginganzug kommen und setzt mich dahin, gucke mir den Film an und fahre wieder nach Hause, ohne dass mich jemand gesehen hat. Ich kann entscheiden, wie laut ich den Film gucken will, ich kann entscheiden, ob ich dabei rauche. Ich kann dabei was essen, kann mich, wenn der Film nichts ist, unterhalten, ohne jemand anderen zu stören.

50er-Jahr Nostalgiker, Autofans, Liebespärchen: Stimmt das Besucher-Klischee?

Gerade im Sommer ist das interessant, wenn da Jugendgruppen kommen mit den aufgemotzten Autos, wo da unten drunter noch Neonscheinwerfer und Lampenröhren sind und beleuchtete Scheibenwaschdüsen – da geht es auch darum, sein Auto zu zeigen. Klar die gibt es auch. Oder Leute, die mit Oldtimern kommen. Aber das Publikum zieht sich quer durch die Bank. Wir haben Leute hier, die früher als Kinder schon mit ihren Eltern hergekommen sind, und die bringen jetzt ihre Kinder mit. Es kommt auch der Otto-Normal-Verbraucher, der seinen Hund nicht alleine lassen will. Oder das Ehepaar, das ein Baby hat und keinen Babysitter. Das Baby kann hinten im Auto schlafen. Das stört ja keinen. Machen Sie das mal im normalen Kino.

Wo bleibt im Autokino das gemeinschaftliche Erleben, das klassische Kinos auszeichnet?

Im Sommer haben wir hier auch mal Zuschauer, die kommen mit zehn Autos und stellen sich ein bisschen weiter hinten im Karree auf, holen Campingstühle raus oder Bierzeltgarnituren, stellen dann ein Fass Bier und den Sonnenschirm dazu und sitzen dann auf der Bank und hören den Ton über ihre Autoradios. Andere bringen ihren Campinggrill mit. Die machen das dann für sich zum Event.

Das Programm ist Hollywood-orientiert…

Klar, dadurch, dass wir nur eine Leinwand haben, müssen wir versuchen, die Filme zu kriegen, die wahrscheinlich in der Startwoche in den Top Ten weit oben sind. Letztes Jahr hatten wir aber auch mal eine eine Hell Night Kino-Veranstaltung. Da wurden von Rodriguez „Planet Terror“ und Tarantinos „Death Proof“ als Grindhouse-Double Feature gezeigt, und dann hatten wir hier alles von Rockabillys bis Punks. Das war richtig urig. Und ich habe noch nie eine Veranstaltung gesehen, die so harmonisch abgelaufen ist, weil das war richtig klasse.

Interview: Hartmut Ernst

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