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CinemaCon – Filmpolitik aus den USA

01. Mai 2011

Filmwirtschaft 05/11

Der Schrittmacher für die Filmproduktion und die Filmpolitik stellen für den größten Teil der Filmwelt natürlich die USA und insbesondere Hollywood dar. Die größte Plattform für neue Filme und den Auftritt der großen Studios sowie der internationalen Kinoketten ist seit vielen Jahren eine Filmmesse, die in der Glitzerstadt Las Vegas stattfindet. Im März 2011 wurde sie erstmalig im Caesars Palace durchgeführt und kam gleich mit dem neuen Namen „CinemaCon“ daher, der alte Name „Show West“ hatte ausgedient. Die Fachpresse titelte unter anderem über die größte Filmmesse: „Ekstase und Entsetzen“.

Für Ekstase sorgen die guten Botschaften, dass die Digitalisierung nun endgültig die Kinobranche erreicht habe und mit über 3500 digitalen Leinwänden in den USA massenfähig geworden sei. Technikhersteller sowie die technikgetriebenen Regisseure James Cameron, George Lucas und Jefffrey Katzenberg kündigten neue Entwicklungen an, plädierten für die doppelte Bilderzahl pro Sekunde (48 statt 24), forderten die Kinos auf, die Digitalisierung nicht nur mit 2K-Projektoren, sondern die mit der vierfachen Bildauflösung versehenen 4K-Projektoren einzubauen und stärkere Lampen einzusetzen, damit ein brillantes Bild erzeugt wird. Zum Auftakt schien noch eine Einigkeit darüber zu bestehen, dass das Kino die Auswertungsform Nummer eins bliebe und die in den letzten Jahren stabile Exklusivität für die Kinoauswertung bei etwa viereinhalb Monaten auch in Zukunft gelten solle.

Der Chef der amerikanischen Verleihorganisation MPAA (Motion Pictures Association of America) versicherte denn auch, dass dieses Thema aktuell nicht auf der Tagesordnung stünde. Ob diese Aussage gelogen war oder er von seinen Mitgliedsfirmen schlichtweg schlecht unterrichtet wurde, wurde im Rückblick kaum mehr diskutiert, denn die eigentliche Nachricht der Verleihfirmen Sony, Warner Bros., Universal und Fox schlug ein wie eine Bombe und löste das Entsetzen des amerikanischen Kinoverbands NATO (National Association of Theater Owners) sowie der anwesenden internationalen Kinovertreter aus.

Die vier Studios, es fehlten nur Disney und Paramount, verkündeten nämlich, dass sie künftig das Auswertungsfenster auf 60 Tage zu halbieren gedenken. Grund für diese Halbierung sind die Bestrebungen, schneller den lukrativen Premium Download anbieten zu können. NATO-Chef Fithian fand nach erster Sprachlosigkeit schnell scharfe Worte. In einem offenen Brief schrieb er: "Letztlich hat die gesamte Filmgemeinde ein Wörtchen mitzureden, in welche Richtung sich die Industrie bewegt. Die Studios haben in ihrem Interesse ihre Entscheidung gefällt. Die Kinobetreiber werden es nicht anders machen." Der Chef des deutschen Kinoverbands HDF (Hauptverband Deutscher Filmtheater) sekundierte: "Wenn wir nur noch ein derart verkürztes Fenster zur Auswertung hätten, wären wir praktisch eine Werbeplattform für die nachgelagerten Plattformen. Im Grunde müssten wir für diese Medialeistungen dann Zahlungen erhalten." Im Übrigen müsse dann auch das ganze Filmmieten-Gefüge neu verhandelt werden.

Die in Amerika derzeit rückläufigen Umsätze der Kinos und der Studios werden den jeweils anderen in die Schuhe geschoben, um Druck auf den jeweiligen Geschäftspartner auszuüben. Dies ist ein bewährtes Mittel, um seine Position zu verbessern. Denn laufen die Geschäfte schlecht, haben aus Sicht der Kinos die Verleiher das falsche Produkt geliefert oder schlechter beworben. Umgekehrt werden die Kinos beschuldigt, die richtigen Produkte nicht ausreichend gut platziert und ausgewertet zu haben.

KIM LUDOLF KOCH

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