Dienstag, 24. Januar: Kurzfristig wurde das „KHM-Doppelprogramm“ um einen dritten Film erweitert, der thematisch sehr gut zu einem der beiden ohnehin vorgesehenen Beiträge passte. So begann der Abend außerplanmäßig mit Gregor Zootzkys „Psst pp piano“, einer Zeichentrickdokumentation im Stile von „Persepolis“ oder „Waltz With Bashir“. Der Regisseur ließ darin die ersten Jahrzehnte im Leben der in Rösrath ansässigen Künstlerin Mary Bauermeister Revue passieren. Dabei machte Zootzky nicht nur die dadaistischen Einflüsse des frühen 20. Jahrhunderts auf die Gruppe um Bauermeister deutlich, sondern thematisierte auch die gemeinsamen Happenings in den 60er Jahren mit Nam June Paik, John Cage und Karlheinz Stockhausen. Die persönlich anwesende Mary Bauermeister lobte Zootzkys Werk und kommentierte im Anschluss: „Paik brachte damals einen neuen Aspekt in die Publikumsbeteiligung – bei ihm wusste man nie, was passiert.“ Auch über John Cage wusste sie Erstaunliches zu berichten. 1960 wurde noch jedes seiner Konzerte ausgebuht – mittlerweile besteht kein Zweifel mehr an der Genialität seiner Kompositionen.
Auch im ersten regulären Film des Doppelprogramms ging es dann noch einmal um Mary Bauermeister. Die KHM-Studentin Katarina Stanković durfte in Bauermeisters Atelier einen Spielfilm drehen, „Zima“, der Ende Januar 2012 auf dem Filmfestival von Rotterdam seine Uraufführung feierte. Zeitgleich realisierte die Regisseurin noch die Dokumentation „Offenes Atelier: Mary Bauermeister“, in der sie sich mit dem offenen Künstlertreff beschäftigte, der an jedem ersten Sonntag eines Monats bei Bauermeister stattfindet.
Genau wie Zootzky verwendete auch Stanković in diesem Film überwiegend Schwarz-Weiß. Sie begründete das damit, dass das reichhaltige Lichtspiel und die Texturen in Bauermeisters Haus dies leitmotivisch geradezu aufdrängten. Danach wurde mit Andreas Schneiders „Eight Characters and Two Syllables“ ein weiterer KHM-Abschlussfilm gezeigt, der allerdings ausschließlich aus Found-Footage-Material bestand und dessen Regisseur nicht persönlich anwesend war. Schneider hatte YouTube-Clips von Frauen aneinandermontiert, die sich in ihren Videoblogs an eine Kosmetik- und Beauty-Community wenden und sich dabei nicht entblöden, Privatestes öffentlich zu machen und schließlich sogar Beleidigungen und Anfechtungen im Internet auszutragen. Der Film bot interessante und ungewohnte Einblicke, wirkte auf die Dauer allerdings doch recht ermüdend.
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