In der internationalen Kunstszene ist Pae White seit gut zwei Jahrzehnten präsent: als Künstlerin, die zwischen den Disziplinen, zwischen frei und angewandt vermittelt, klassische Hierarchien einreißt, Kunst als kreative Einmischung versteht und sich – im Sinne künstlerischer Aktivität – der Gestaltung von Katalogen und Plakaten zuwendet. Die aber auch hinreißend schöne Mobiles aus hunderten flimmernden Teilchen anfertigt, die ornamental pittoresk und hintergründig theoretisch sind. Umso mehr überrascht es, dass die Ausstellung, die ihr nun die Langen Foundation eingerichtet hat, ihre erste größere Soloschau im zeitgenössischen musealen Kontext in Europa ist.
Pae White arbeitet in der Langen Foundation mit äußerst präzisen Setzungen – sie selbst betont im Gespräch die Auseinandersetzung mit der gleichermaßen konzentrierten und großzügigen Architektur von Tadao Andō. Konstitutiv ist die Zweiteilung des Ausstellungsbereiches, im einen Teil zeigt sie ihre Mobiles, im anderen die monumentalen Wandteppiche, die etwa zerknüllte Aluminiumfolie abbilden und, auch von der Rückseite zu sehen, wie ein Labyrinth angeordnet sind. Dieses provoziert das unmittelbare Gegenüber des Betrachters, schafft eigene Raumeinheiten und belegt noch, wie sehr es Pae White versteht, das Publikum zu aktivieren, überhaupt dieses zu verführen.
Das gelingt ihr dann auch meisterlich bei den Mobiles, die mit der Höhe der Halle und der Schreitbewegung über die Rampe handeln. Die Spots werfen ein erstaunliches, im Luftzug vibrierendes Schattenspiel an die Wand. Fläche wird zu Raum, Raum zu Architektur, Architektur ist schwarz-weiß und farbig zugleich. Jedes dieser Mobiles ist anders angelegt, verdichtet sich anders, ergibt eine andere Form und hängt mit unterschiedlichem Abstand über dem Boden. So hat Pae White etwa auf den Oberseiten Spiegel und auf den Unterseiten Farben gesetzt, die nun reflektieren. Bei diesen beiden Werkgruppen spielen aber auch Textmaterial, Zeitungen und eigene Druckerzeugnisse eine wesentliche Rolle, fließen ein und bleiben erkennbar. Das setzt sich in den ebenfalls ausgestellten Couch-Skulpturen fort, deren Oberfläche aus vergrößerten Zeitungsseiten besteht.
Ausgestellt sind auch neuere reliefartige Bilder und, in zwei Vitrinen, einfachste Modelle von Architektur: Hier wird noch einmal klar, wie fundamental die Arbeit von Pae White ist und dass sie sich mit den Grundbedingungen unserer Einrichtung in der Welt beschäftigt. Rezipiert wurde Pae White in Deutschland – etwa mit ihren Beiträgen für die Sammlung Schürmann – primär in einem konzeptuellen Kontext. Wie sinnlich aber, ja, barock die Kunst dieser Künstlerin aus Los Angeles ist, das demonstriert nun die Langen Foundation auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss. Eine der ganz wichtigen Ausstellungen in diesem Frühjahr, über unser Bundesland hinaus!
Pae White – In Love with Tomorrow“ | bis 7.7. | Langen Foundation auf der Raketenstation Neuss-Hombroich | www.langenfoundation.de
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