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Land der Geheimnisse

16. Mai 2018

Die Nasca-Kultur in der Bonner Bundeskunsthalle – Kunst 05/18

Unser Planet steckt voller Geheimnisse: Überall, auf den verschiedensten Erdteilen befinden sich Zeugnisse vergessener, verlorener und wiederentdeckter Urkulturen, deren Lebensweisen von Archäologen analysiert werden. Dem Menschen wird so vor Augen geführt, dass einerseits unsere Kulturen von vielen archaischen vorgeprägt wurden, andererseits verdeutlicht sich, dass die Menschheitshistorie der Erde nie endgültig sein wird – einige ihrer vergangenen Völker werden wohl nie entdeckt werden und bleiben unterirdische Geheimnisse.

Eine relativ spät entdeckte mystische Kultur ist die Nasca-Kultur, die 200 Jahre v. Chr. bis 650 Jahre n. Chr. in der Wüste des südlichen Perus lebte. Die Bundeskunsthalle schloss sich mit dem Museo de Arte de Lima und dem Züricher Rietberg Museum zusammen, um 200 Exponate auszustellen – einige der Objekte wurden bisher noch nie öffentlich gezeigt.

Erstmals im Jahre 1896 erforschte der deutsche Archäologe Max Uhle die Gesellschaft der Nasca, daraufhin folgten weitere Wissenschaftler aus Deutschland und Peru. Nachdem es im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bereits kommerzielle Flüge gab, wurden vermehrt von Passagieren die großen Bodenzeichnungen, auch Geoglyphen genannt, auf den Hügeln am Fuß der Anden entdeckt. Wegen der teilweise kilometerlangen Größe der Zeichnungen sind die Motive erst über eine große Distanz oder aus der Luft zu erkennen.


Ausstellungsansicht
Foto: Laurin Schmid, 2018 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH

Berühmt wurden die Zeichnungen mit Motiven eines Affen, eines Kolibris, Orca oder einer Spinne. Dabei kreierten die Nasca diese Figuren mit einer einzigen Ausgangslinie, indem sie Steine beiseiteschoben, die farblich dunkler sind, als die darunter liegenden Steine. Der Besucher kann dazu neue Filmaufnahmen in 3D sehen.

Nach jahrelangen Spekulationen stellten Archäologen fest, dass die Bodenzeichnungen für zeremonielle Rituale begangen wurden. Mit Opfergaben beteten die Nasca so ihre Götter an. Die Ausstellung zeigt erstaunlich gut erhaltene Objekte wie Musikinstrumente, die während der Zeremonien eingesetzt wurden. Musik in Kombination mit der Einnahme von bewusstseinserweiternden Pflanzen führte zu einer synästhetischen Erfahrung.

Fast unbeschädigte Tücher mit bunten, prähispanischen Motiven, wie das mystische, großäugige Wesen, das mal menschlich, mal wie eine Schlange aussieht, sind auch dabei. Verschiedene Keramik, wie Flaschen mit einem doppelten Ausguss, und Töpfe, die häufig religiöse Motive oder den Alltag illustrieren, sind eine optische Augenweide. Die Ausstellung vermittelt mit Infotexten sehr nachvollziehbar, wie das Leben der Nasca und vor allem die religiösen Rituale durch die archäologischen Ausgrabungen nach und nach wissenschaftlich rekonstruiert wurden. Noch nicht alle Bedeutungen dieser kulturellen Praktiken sind geklärt, Archäologen spekulieren weiter über das Weltbild der Nasca. Das macht die Ausstellung gerade spannend, weil das Leben dieser Gesellschaft weiterhin erforscht werden muss.

Was die Nasca und andere archaische Kulturen mit dem heutigen Menschen gemeinsam haben, ist das humane Grundbedürfnis wissen zu wollen, wer den Menschen ursprünglich erschaffen hat. Es widerspiegelt sich in dem Glauben an einem oder mehreren Göttern, einer Idee oder einer Philosophie.

„Nasca. Im Zeichen der Götter. Archäologische Entdeckungen aus der Wüste Perus“ | bis 16.9., Do-So 10-19 Uhr, Di/Mi 10-21 Uhr | Bundeskunsthalle Bonn | 0228 917 10

Emilie Jung

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