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Lebendig

29. April 2013

Gegenlichtlesen am 27. April im Theater die wohngemeinschaft - Literatur 04/13

Das kleine Theater die wohngemeinschaft ist gut besucht. Schon bald wird sich der Raum spürbar erwärmen, doch irgendwie passen die gelegentlichen Hitzewallungen auch zu diesem Abend, an dem unter dem Motto „Rausch – giftige Texte, geniale Exesse“ Literatur gegenlichtgelesen wird. Wie immer hat Christoph Danne die Texte ausgesucht und zu einem genreübergreifenden, literarischen Potpourri zusammen gestellt.

Auf der kleinen Bühne ein Klavier, ein Spiegel, eine Stehlampe, ein Tisch und Sitzgelegenheiten. Ungezwungen nehmen die Leserinnen und Leser Platz im heimeligen Wohnzimmer und lauschen dem jeweiligen Vortrag. Jonas Baeck, Pablo Botinelli, Versa Dogic, Demet Fey und Thomas Krutmann lesen Prosa und Lyrik vor, von Georg Büchner bis Hunter S. Thompson, von Burroughs bis Sartre. Mit leichtem Gewicht auf US-Autoren der Beat Generation, entführt die Lesetour zu psychedelische Trips, bezeugt obszöne Orgien und erotisch morbide Initiationsriten, verliert sich schwerelos am Meer und in der Stierkampfarena, verfolgt den Mord von Woyzeck an Marie, warnt vorm Ätherrausch und vor den Schattenseiten Hollywoods. Als besonderer Gast und „Untote unter den Autoren“ liest Katinka Buddenkotte aus ihrem Roman „Betreutes Trinken“ vom Day After, dem Erwachen nach dem Suff.

Die Texte sind pfiffig ausgesucht, reihen sich assoziativ aneinander, man taucht ein und wieder auf, ein bedächtiger, tragikomischer Fluss. Ein kurzweiliger Abend, der zusätzlich aufgelockert wird durch die musikalischen Beiträge von Maria Messicana. Die Sängerin wird begleitet von Klavier, Gitarre, Loopstation oder Pablo Botinelli, sie singt Lieder von Udo Lindenberg, Nick Cave oder von sich selbst. Lieder über Alkohol, Kaufrausch oder die Sehnsucht nach Sorglosigkeit. Und hinten auf der Leinwand flimmern omnipräsent verspielte Animationen von Claire Lampion.

Der Trip durch Genres und Jahrhunderte hält leichthändig sein junges Publikum bei Laune, ist unterhaltsam, anspruchsvoll, vor allem aber lebendig. Zugpferd sind die professionellen Leserinnen und Leser, die den Texten mit markanter Stimme das besondere Charisma verleihen. Lesung und Schauspiel verschwimmen hier trefflich, auf Erklärungen zwischen den Darbietungen wird verzichtet. Das ist sympathisch, die Texte sprechen für sich. Gegenlichtlesen – ein prima Konzept.

Infos unter www.gegenlichtlesen.de

Hartmut Ernst

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