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Hauptträger der Komik: Der freche Hofnarr Trufaldino (l.) und der Prinz
Pedro Malinowski

Kurzweilig, farbenfroh und mäßig witzig

09. März 2011

Eine Märchenoper: „Die Liebe zu den drei Orangen“ am MiR - Oper in NRW 03/11

Fast könnte man meinen, er habe sein Publikum ärgern wollen. Allem, was es an der Oper so liebte, erteilte Sergej Prokofjew eine deutliche Abfuhr: kein Pathos, keine Psychologie und kein Realismus. Und doch wurde seine skurrile Märchenoper „Die Liebe zu den drei Orangen“ einer der beliebtesten Klassiker der Moderne. Das Musiktheater im Revier hat den kurzen schwarzhumorigen Vierakter von einem Fernsehmann in Szene setzen lassen.

Elmar Gehlen, Jahrgang 1943, ist als Schauspieler bekannt aus der ZDF-Serie „Küstenwache“, führt bei Fernsehproduktionen auch Regie und versucht sich seit einigen Jahren ebenfalls als Opernregisseur. In Gelsenkirchen inszenierte er 2009 Mozarts Entführung aus dem Serail – farbenfroh und harmlos. Auch heute zeichnet sich Gehlen, der seine Karriere einst als Dekorateur und Bühnenbildner begann, für Regie und Bühne (mit Beata Kornatowska) zugleich verantwortlich. Wieder ist es eine äußerst farbenfrohe Inszenierung, was gleichwohl vor allem den Kostümen von Martina Feldmann zu verdanken ist.

"Eine ungemeine dichte, pointierte und temporeiche Musik"

Als Spielfläche präsentiert Gehlen durch alle vier Akte hindurch eine Tribünenkonstruktion mit schmalen Terrassen. Mit ihr lässt sich das zahlreiche Personal gut unterbringen, das vor allem durch den großen Chor vertreten ist. Die Spielmöglichkeiten grenzt es allerdings auch ein, was schwierig ist bei einem Stück, das sich ausgiebig der Stilmittel der spielfreudigen Commedia dell´arte bedient. Die Regie löst das Problem zum Teil, indem sie auch den hinteren Teil der Bühne nutzt und dem Publikum diesen über einen großen, schräg angebrachten Spiegel sichtbar macht. Die Verschiebung der Perspektive bringt einige witzige optische Effekte, akustisch an einigen Stellen auch kleine Einschränkungen.

Dass „Die Liebe zu den drei Orangen“ durchaus Erfolg bei einem breiten Publikum hat, liegt wohl daran, dass Prokofjew letztlich nicht ganz so radikal komponierte, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die Vorliebe fürs Pathetische etwa wird zwar nicht direkt bedient, doch über den Umweg der Persiflage und der Anklänge wird das Bedürfnis dennoch ein Stück weit gestillt. Prokofjew schrieb eine ungemeine dichte, pointierte und temporeiche Musik, in der er sich viele harmonische und rhythmische Freiheiten nimmt, dabei aber immer wieder auf melodisch einfaches, volkstümliches Material zurückkommt. Dirigent Rasmus Baumann und die Neue Philharmonie Westfalen erfüllen die farbenreiche, teils impressionistisch schillernde Partitur durchweg mit Schwung und Leben.

Der Funke springt sowohl auf die Solisten als auch auf den bemerkenswert kraftvollen Chor über. Leider sind die widerstreitenden Gruppen innerhalb des Chores – die Anhänger der Komödie, der Tragödie, der Lyrik sowie die Hohlköpfe und die Sonderlinge – optisch nicht unterscheidbar, die Komik geht somit in einheitsgrauer Straßenkleidung verloren. Komisches Talent beweisen unterdessen vor allen William Saetre als frecher Hofnarr Trufaldino mit schlankem silbrigem Tenor und Lars-Oliver Rühl als Prinz von der traurigen Gestalt, der seiner Heldenpartie einen schönen ironischen Einschlag verleiht. Die junge Sopranistin Alfia Kamalova muss als einzige überlebende Orangen-Prinzessin lange auf ihren Einsatz warten, bestreitet dafür ein glänzendes Finale.

Karsten Mark

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