Um 13 Uhr geht es bei strahlendem Sonnenschein am Rudolfplatz los. Während sich auf einer kleinen Bühne immer wieder Aktivisten mit Reden an die Demonstranten wenden, wächst die Versammlung von Minute zu Minute. Die Redner verlangen mehr Engagement, mehr Bürgerbeteiligung und dass sich die Ereignisse vom 26. Oktober niemals wiederholen sollten.
An dem Tag hatten sich zwischen 4000 und 5000 als gewaltbereit geltende Hooligans am Kölner Hauptbahnhof versammelt, um – laut Ankündigung – gegen Islamisten zu demonstrieren. Beim Zug durch die Stadt war es zu heftigen Ausschreitungen mit 50 Verletzten gekommen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und ging auch mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Menschenmenge vor. Laut Polizeiangaben schleuderten Demonstranten, die mit „Ausländer-raus“-Rufen durch die Kölner Innenstadt zogen, Flaschen, Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten.
Dass Gewalt und Fremdenfeindlichkeit eher untypisch für Köln seien und nicht einfach so hingenommen werden sollten, finden viele, die an diesem Tag zum Rudolfplatz gekommen sind. „Was letzten Sonntag passiert ist, geht nicht, und ich möchte auch nicht zur schweigenden Mehrheit gehören, deswegen bin ich heute hier", so Demonstrantin Jeannette Cwienk. Dann fängt die Gruppe an, sich zu bewegen. Begleitet von Trommeln, Trillerpfeifen und Musik aus einer Anlage geht es über die Mittelstraße, Breite- und Komödienstraße zum Roncalliplatz. Auf dem Weg kommen immer mehr Menschen dazu, die Stimmung ist friedlich, einige haben sogar ihre Kinder mitgebracht. Vor allem am Hauptbahnhof hat der Zug viele Zuschauer, von der Seite wird gewunken, es werden Fotos gemacht und das Ganze hat nichts Bedrohliches, sondern wirkt eher wie ein Volksfest.
Am Roncalliplatz werden weitere Reden gehalten. Ein Aktivist erklärt, dass Salafisten und Neonazis viele Gemeinsamkeiten hätten. Beide seien radikal, würden ausgrenzen und seien gefährlich. Und sie wären daher eher Zwillinge als Gegner, so sein Fazit. Gegen 16 Uhr löst sich die Demonstration schließlich auf. Laut Veranstalter haben 3400 Menschen teilgenommen. Köln hat sich erfolgreich gewehrt und Flagge gezeigt. Eine gelungene Aktion, bei der nur leider die Reden oft schwer zu verstehen waren, weil die Anlage übersteuert war.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Protest gegen Wucher
Online-Gespräch zur Geschichte der Berliner Mietenbewegung – Spezial 08/25
Solidarität mit der Ukraine
Friedensdemonstration gegen den russischen Überfall – Spezial 03/22
„Nicht nur zum Feiern zusammenstehen“
Stimmen von der Kölner Friedensdemo – Spezial 03/22
Laschets „Allmachtsfantasie“
Versammlungsgesetz-Vorhaben hat Folgen für den Straßenprotest – Spezial 02/21
Rechts stummschalten
Christian Fuchs diskutiert im NS-Dok über die Neue Rechte – Spezial 10/19
Demonstration „Ein Europa für Alle“
So 19.5. ab 11 Uhr
Nüchterne Eier
Marie Rotkopf mit „Antiromantisches Manifest“ im King Georg – Literatur 03/18
Keinen Zweifel lassen
„Nicht mit uns“ – Muslimischer, multikultureller Friedensmarsch durch Köln – Spezial 06/17
„Ein Rechtsruck in der Gesellschaft“
Mirja Biel dramatisiert am Theater Bonn Yassin Musharbashs Roman „Radikal“ – Premiere 05/17
Freie Meinung oder Propaganda
Der umstrittene Kölner AfD-Parteitag am 22. April – Spezial 04/17
Der Rock ist weiß, verdammt!
Carta-Salon im Theater im Bauturm diskutiert „alternative Fakten“ und rechte Gewalt – Spezial 02/17
Gegen Gewalt an Frauen
„One Billion Rising“ will am 14.2. ein Zeichen gegen die Ausbeutung von Frauen setzen – Spezial 02/17
Branchenprobleme
Intro – Gut informiert
Teuer errungen
Teil 1: Leitartikel – Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss bleiben – und besser werden
„Die Sender sind immer politisch beeinflusst“
Teil 1: Interview – Medienforscher Christoph Classen über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Aus den Regionen
Teil 1: Lokale Initiativen – Das WDR-Landesstudio Köln
An den wahren Problemen vorbei
Teil 2: Leitartikel – Journalismus vernachlässigt die Sorgen und Nöte von Millionen Menschen
„Das Gefühl, Berichterstattung habe mit dem Alltag wenig zu tun“
Teil 2: Interview – Medienwissenschaftlerin Marlis Prinzing über Haltung und Objektivität im Journalismus
Von lokal bis viral
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Landesanstalt für Medien NRW fördert Medienvielfalt
Journalismus im Teufelskreis
Teil 3: Leitartikel – Wie die Presse sich selbst auffrisst
„Nicht das Verteilen von Papier, sondern Journalismus fördern“
Teil 3: Interview – Der Geschäftsführer des DJV-NRW über die wirtschaftliche Krise des Journalismus
Pakt mit dem Fakt
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Zentrum für Erzählforschung an der Uni Wuppertal
Nicht mit Rechten reden
Der „cordon sanitaire médiatique“ gibt rechten Parteien keine Bühne – Europa-Vorbild Wallonien
Der Vogelschiss der Stammesgeschichte
Wenn Menschenrechte gleich Lügenpresse sind – Glosse
Ich, Menschenfeind
Intro – Rechtsabbieger