Noch im 21. Jahrhundert gilt der in Prag, im damaligen Österreich-Ungarn, geborene Franz Kafka (1883-1924) als einer der weltweit meistgelesenen deutschsprachigen Autoren. Die Faszination für seine Schriften, denen man mit „kafkaesk“ sogar ein eigenes Adjektiv verpasste, ist nach wie vor ungebrochen. Georg Maas und Judith Kaufmann haben nun Michael Kumpfmüllers erstmals 2011 erschienenen Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ verfilmt, der sich mit Kafkas letztem Lebensjahr und seiner Beziehung zur Schauspielerin Dora Diamant befasst. Kafka (Sabin Tambrea) ist im Sommer 1923 bereits ein kranker Mann, als er sich zur Erholung im Ostseebad Müritz aufhält. Dort macht er die Bekanntschaft mit der aufstrebenden, 15 Jahre jüngeren Schauspielerin Dora Diamant (Henriette Confurius), die den charmanten Erzähler schnell in ihr Herz schließt. Die beiden verbindet nicht nur die gemeinsame jüdische Religion, auch gesellschaftlich und menschlich gibt es etliche Berührungspunkte. Dora erfährt schon bald, dass Kafka ein todkranker Mann ist, möchte aber trotzdem an seiner Seite bleiben und lässt sich auf eine Beziehung mit ihm ein. Die beiden Filmemacher entspinnen in „Die Herrlichkeit des Lebens“ (Cinedom, Cinenova, Residenz, UCI, Weisshaus) eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte, in der die Bekanntheit des Protagonisten ein Stück weit sogar in den Hintergrund rückt. Auch Dora ist charakterlich höchst spannend, da sie in ihrer für die damalige Zeit äußerst selbstbewussten und feministischen Art aus der breiten Masse herausstach und deswegen einem heutigen Publikum eine erstaunlich moderne Identifikationsfigur bietet.
Khédidja erhält von ihren Pariser Arbeitgebern, für die sie als Haushälterin arbeitet, das Angebot, die Familie im Korsika-Urlaub zu begleiten. Einst lebte sie selber hier, nun arbeitet sie bei der wohlhabenden Familie, während ihre beiden Töchter Farah und Jessica den Aufenthalt mit Strandleben und Parties genießen und andere Teenager kennenlernen. Langsam ahnen die beiden aber, dass die Insel, auf der sie geboren wurden, eine andere Familiengeschichte bereit hält als die, die ihre Mutter ihnen immer rund um den Tod ihres Vaters erzählt hat. Regisseurin Catherine Corsini entfaltet in „Rückkehr nach Korsika“ (Filmpalette, Odeon) vor sommerlicher Urlaubskulisse ein spannungsgeladenes Drama, das die Protagonistinnen mit klassischen Coming of Age-Fragen wie Identität und Sexualität, aber auch mit ethnischen und sozialen Fragen konfrontiert.
Außerdem neu in den Kinos: Anton Corbijns Cover-Doku „Squaring the Circle - The Story of Hipgnosis“ (OmU im Filmhaus, OFF Broadway, Weisshaus und in der Bonner Kinemathek), Maryam Keshavarz' Culture-Clash-Komödie „The Persian Version“ (Cinedom, Cineplex, UCI), Jade Bartletts Psychothriller „Miller's Girl“ (Cinedom, UCI), Judith Beuths aufwühlende Doku „Der Wunsch“ (Odeon), Wuershans Fantasy-Epos „Creation of the Gods: Kindom of Storms“ (Cinedom, Cineplex, UCI), Jeff Wadlows Teddy-Terror „Imaginary“ (Cinedom, Cineplex, UCI) und Mike Mitchells Animationssequel „Kung Fu Panda 4“ (Cinedom, Cineplex, Rex, UCI).
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Der Tod sind wir
Die Filmstarts der Woche
Kleinteilige Tonalität
Das Festival „Acht Brücken“ erforscht die Zwischentöne – Festival 04/24
Berührungsängste verboten
„Memory is not only past“ in der ADKDW – Kunst 04/24
In alter Blüte
Internationales Line-up beim Kunst!Rasen Bonn 2024 – Festival 04/24
Wiederentdeckt
Werke von Amerikas erster schwarzer Klassikerin in Essen – Klassik an der Ruhr 04/24
Die Seele geraubt
„Hello Dolly“ am Gelsenkirchener MiR – Musical in NRW 04/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Zwangloses Genießen?
Vortrag „Die post-ödipale Gesellschaft“ im Raum für Alle – Spezial 04/24
Das Unsichtbare sichtbar machen
Choreographin Yoshie Shibahara ahnt das Ende nahen – Tanz in NRW 04/24
Mut zur Neugier
„Temptation“ in den Ehrenfeldstudios – Theater am Rhein 04/24
Vom Arbeiterkind zum Autor
Martin Becker liest im Literaturhaus aus „Die Arbeiter“ – Lesung 04/24
Zauber der Großstadt
Nevin Aladağ im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 04/24
Wege aus der Endzeitschleife
„Loop“ von Spiegelberg in der Orangerie – Theater am Rhein 04/24
Grenzen überwinden
„Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ von Uticha Marmon – Vorlesung 04/24
Orchester der Stardirigenten
London Symphony Orchestra in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Filmpalast – Foyer 04/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
„Der Jazz wird politischer und diverser“
Jurymitglied Sophie Emilie Beha über den Deutschen Jazzpreis 2024 – Interview 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Sorgen und Erfahrungen teilen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Kölner Verein Rat und Tat unterstützt Angehörige von psychisch kranken Menschen
Absurde Südfrucht-Fabel
„Die Liebe zu den drei Orangen“ an der Oper Bonn – Oper in NRW 04/24
Besuch von der Insel
„Paul Heller invites Gary Husband“ im Stadtgarten – Improvisierte Musik in NRW 04/24
Im Sturm der Ignoranz
Eine Geschichte mit tödlichem Ausgang – Glosse
„Ich mache keine Witze über die Ampel“
Kabarettist Jürgen Becker über sein Programm „Deine Disco – Geschichte in Scheiben“ – Interview 04/24
Erwachsen werden
„Paare: Eine Liebesgeschichte“ von Maggie Millner – Textwelten 04/24