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Konrad Schmidt-Werthern
Foto: fotoatelier sued

Ein Verlust

05. November 2012

Kulturamtsleiter Konrad Schmidt-Werthern verlässt Köln

Die Funktionen mögen unterschiedlich sein, aber der Aderlass, den Köln derzeit an fähigen Führungskräften in der Kulturszene ereilt ist beachtlich. In Theater und Oper gehen Karin Beyer und Uwe Eric Laufenberg, Kaspar König verlässt das Museum Ludwig und Andreas Blühm möchte lieber in Groningen arbeiten als im Schatten des Doms. Nun hat der Flucht-Virus auch die Verwaltungsebene erfasst. Konrad Schmidt-Werthern, der seit 2007 das Kulturamt in Köln leitete, kam aus Berlin und geht nun zurück an die Spree, wo er für den Senat die Abteilung der Kulturellen Angelegenheiten Berlins leiten wird. Wer in Berlin etwas werden will, für den macht sich Köln als Zwischenstation gut im Karriereplan.

Aber Schmidt-Werthern erwarb sich eben auch mit Fleiß, Engagement und Rückgrat das Vertrauen der Freien Szene in Köln. Keine Kleinigkeit, besteht doch in der Stadt ein latentes Misstrauen gegenüber dem Taktieren städtischer Institutionen auf dem Feld der Kultur. So wurde Schmidt-Werthern nicht selten demonstrativ von jener Kritik ausgenommen, die sich von Seiten der Künstler und kunstinteressierten Bürger gegen die Schaltstellen des städtischen Verwaltungsapparates richtete. Eine Popularität, die wohl in den übergeordneten Reihen der Politik mitunter eine Spur von Neidgefühlen aufkommen ließ. Mit dem ehrgeizigen Versuch, in Köln einen Ort für ein Tanzhaus zu finden, verhob er sich zwar gründlich. Dafür leistete der gelernte Jurist Kernerarbeit mit fünf Förderkonzepten in den Bereichen Literatur, Film, Tanz, Musik und Interkultur. Sollte eines Tages etwas mehr Geld für die immer noch imponierend vitale Kulturszene der Stadt vorhanden sein, hätte man mit diesen Konzepten die richtigen Werkzeuge zur Hand, um etwas aufzubauen.

Für die Kölner war jedoch vor allem wichtig, dass der Chef des Kulturamtes immer ansprechbar war und man auf sein Wort zählen konnte. Er selbst mag zu Beginn seiner Amtszeit hoffnungsvoll erwartet haben, dass man in der Domstadt mit ihrem kreativen Potential einiges würde gestalten können, um das Profil der Metropole zu schärfen. Dass sich sein Handlungsspielraum dann angesichts der finanziellen Not als zunehmend enger erwies, musste ihn wohl zwangsläufig ernüchtern. Aber letztlich gewann man im Gespräch mit Konrad Schmidt-Werthern stets den Eindruck, dass wenn sich etwas erreichen lässt, er es schon erreichen wird. Niemand weiß, wie sich im nächsten Jahr die Besetzung des Kulturdezernats gestalten wird, da würde Köln ein starker Kulturamtsleiter in jedem Fall gut zu Gesicht stehen. Auch deshalb stellt sich Konrad Schmidt-Wertherns Abschied als herber Verlust für Kölns Kulturszene dar.

Thomas Linden

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