Dass 1981 ein NRW-Verein als offizieller Repräsentant zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft nach Taiwan geschickt wurde, ist der Ignoranz des DFBs geschuldet, der kickende Frauen bis dahin sträflich vernachlässigt hatte. Dass die Damen aus Bergisch Gladbach als Siegerinnen nach Hause kamen, macht die ungewöhnliche Geschichte umso spannender. John David Seidler hat sich in seiner Dokumentation „Das Wunder von Taipeh” (Filmpalette) aber nicht nur der Fahrt nach Taipeh gewidmet, sondern zeichnet auch darüber hinaus ein komplexes und einigermaßen erstaunliches Porträt der Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland. So entstand eine abwechslungsreiche Dokumentation aus einer piefigen Zeit, die den sympathischen Sportlerinnen die längst überfällige Anerkennung zuteilwerden lässt.
Er ist wieder da! Nach einer Goldenen Himbeere, halbgarem Selbstzitat und diversen Ausflügen von Sherlock Holmes über Agenten- und Ritterfilmen bis zum Disney-Märchen, macht Guy Ritchie endlich da weiter, wo er 1998 angefangen hat, als er mit „Bube, Dame, König, grAS“ den Geist Quentin Tarantinos der Britischen Insel einverleibte. Jetzt knüpft er mit „The Gentlemen“ (Cinedom, Cineplex, Residenz, Rex am Ring, UCI, OmU im Metropolis und OFF Broadway, OV im Rex am Ring) eben dort an, und hievt sein Ritchie-Universum mühelos in die digitale Gegenwart. Mit Verve, mit hocherfreulichem Dialog, knackigem Schnitt, stilvoller Bildsprache, mit Tempo, Twist und barschem Witz. Und natürlich mit jeder Menge Typen, sichtlich spielfreudig verkörpert von Matthew McConaughey, Hugh Grant oder Colin Farrell. Wieder zeigen alte Hasen dem Nachwuchs, wo es lang geht. Und hauen sich dabei gegenseitig in die Pfanne. Sehr cool.
Die talentierte Malerin Dezzy aus Los Angeles steckt in einer ungemütlichen Kreativkrise. Ihre Suche nach Inspiration führt sie in die Selbstzerstörung: Sie macht die Nächte zum Tag und füllt sie mit allerlei Eskapaden. Dabei entdeckt sie eine neue Farbe für sich: Blut. Freund Clive macht sich Sorgen – nicht nur um Dezzy, sondern auch um seinen roten Lebenssaft. Joe Begos startet mit „Bliss“ (OmU in den Lichtspielen Kalk und in der Traumathek) einen ziemlich kühnen, derben Horror-Rausch - zwischen Neon, Kunst, Vampiren und Erotik.
Das Experiment: Es wird ein Acker bestellt in Größe eines Fußballfeldes, auf dem das gepflanzt wird, was ein Deutscher pro Jahr verspeist, um satt zu werden. Würde jeder Mensch dieses Maß in Anspruch nehmen, würde uns eine Erde nicht genügen. Drei Familien lernen im Selbstversuch, anders einzukaufen, anders zu kochen, anders zu essen. Kurt Langbein und Andrea Ernst erzählen in ihrer Doku „Anders Essen - Das Experiment“ (Cinenova) von Maßlosigkeit und Mäßigung.
Außerdem neu in den Kinos: Petra Höfers und Freddie Röckenhaus' Überflieger-Film „Russland von oben“ (Cinenova, Rex am Ring), Leigh Whannells Klassiker-Reboot „Der Unsichtbare“ (Autokino Porz, Cinedom, Cineplex, UCI), Destin Daniel Crettons ruhiges wie gesellschaftsanalytisches Gerichtsdrama „Just Mercy“ (Cinedom, Cineplex, Rex am Ring, UCI, OmU im Metropolis) und Andy Fickmans Kinder-Noteinsatz „Chaos auf der Feuerwache“ (Cinedom, Cineplex, UCI).
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