Erst nach 45 Minuten erscheint der Filmtitel „Drive My Car“ (OmU im Filmhaus, Odeon und in der Bonner Kinemathek): Ein Schauspieler und Theaterregisseur reist für Theaterproben nach Hiroshima. Dort trifft er auf einen jungen Schauspieler, der mit seiner verstorbenen Frau eine Affäre hatte. Die Begegnung löst in ihm ebenso starke Emotionen aus wie die mit einer jungen Frau, die ihm als Fahrerin zur Seite gestellt wird. Sein alter, roter Saab wird eine Art Schutzraum für intensive Gespräche und Gefühlsarbeit. Langsam stellt er sich seinen verschütteten Schuldgefühlen und seiner Traurigkeit. Frei nach einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami (das wagte 2018 auch Lee Chang-Dong mit seinem fantastischen „Burning“) zaubert Hamaguchi mit zarter Dramaturgie ein tief bewegendes Figurenarsenal auf die Leinwand, für das Realität und Theater ineinanderfließen. Die Kritiker:innen in Los Angeles kürten Ryusuke Hamaguchis Film am vergangenen Wochenende zum besten Film des Jahres.
Die Handlung klingt nach schnulzigem Kostümdrama: die Hausangestellte Jane (Odessa Young) und ihr heimlicher Liebhaber Paul (Josh O'Connor, der junge Prinz Charles aus „The Crown“) verbringen einen letzten Nachmittag zusammen, bevor er die Tochter einer anderen, wohlsituierten Familie heiraten soll. Doch in „Ein Festtag“ (Cinenova, Odeon, Weisshaus, OmU im OFF Broadway) zählt das Detail. Ein Schwenk über behaarte (sic!) Frauenbeine, die Erwähnung von Virginia Woolfs „Ein Zimmer für sich alleine“. Die französische Regisseurin Eva Husson erzählt und inszeniert entgegen bestehenden Genrekonventionen und fügt diesem an weiblichen Ermächtigungsgeschichten reichen Filmjahr eine weitere hinzu. Zudem steckt hinter dieser Liebesgeschichte eine Familientragödie, deren Tragweite sich erst nach und nach entfaltet.
Außerdem neu in den Kinos: Valérie Lemerciers Céline-Dion-Biopic „Aline – The Voice of Love“ (Cinedom, UCI, Weisshaus, OmU im Weisshaus), Joel Coens schwarzweiße „The Tragedy of Macbeth“-Adaption (Cinenova, OmU im Cinenova, Odeon und OFF Broadway), Andreas Koefoeds Doku „The Lost Leonardo“ (OmU im Cinenova, in der Filmpalette und im Odeon) und Lana Wachowskis Sci-Fi-Spekatakel „Matrix Resurrections“ (Cinedom, Cineplex, Residenz, Rex am Ring, UCI, OV im Metropolis).
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