Statt "the winner is ..." hieß es im entscheidenden Moment "the winners are ..." bei der 24. Verleihung der Kölner Theaterpreise im Haus der SK Stiftung Kultur im Kölner Mediapark: Denn "Haus Nummer Null", eine "Kunst-Theater-Geisterbahn", von Mona el Gammal und Juri Padel in einem verlassenen Häuschen auf einem Brachgelände in Köln-Ehrenfeld und das Stück "Waisen" von Dennis Kelly in der Regie von Sandra Reitmayer im Theater der Keller teilen sich den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis. Beides sicherlich verdiente Preisträger, trotzdem ist das Splitting eine unglückliche Entscheidung der Jury. Eindeutig fiel dagegen die Benennung von Gerhardt Haag – seit über 25 Jahren Leiter des Theater im Bauturm in der Aachenerstraße – als Ehrentheaterpreisträger aus. Ebenso deutlich waren die "Dankesworte" Haags, der trotz der Ehrung nicht umhin konnte die chronische, teilweise dramatische Unterfinanzierung seines Hauses und der gesamten Freien Kölner Theaterszene anzuprangern. Man hätte es vielleicht noch deutlicher sagen müssen, aber die Freude über die Auszeichnung stimmte dann wohl doch milde.
Der Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater, initiiert durch die Freie Volksbühne Köln, geht in diesem Jahr an die Produktion "KriegsBlicke" von Raum 13 unter Leitung von Anja Kolacek und Marc Lessle, "in einer Collage aus fesselnden und verstörenden Bildern, Berichten von Zeitzeugen und literarischen Quellen befragt diese Produktion Historie und Gegenwart. Großartig die Kunst der drei Schauspieler, diese Vielfalt der Erinnerung, Phantasie und Träume darzustellen", so die Begründung der Jurymitglieder. Der mit 5.000 Euro dotierte Kinder- & Jugendtheaterpreis wurde an "Der Lügensammler" (Regie: Kurt Pothen), eine Koproduktion von studiobühneköln und AGORA, dem Theater der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, vergeben. Unter den Kölner Tänzern hatte das MichaelDouglas Kollektiv mit "Golden Trash" die Nase vorn. Mit Thomas Wenzel bekam ein weiteres Urgestein der Kölner Szene den Darstellerpreis zugesprochen: "Thomas Wenzel besitzt ein großes Talent die Grenzen zwischen drinnen und draußen im Theater zu verwischen und dadurch seine Auftritte zu einem Erlebnis mit Performance-Charakter zu machen", so die Laudatio der Jury. Last but not least gebührt Alena Kolbach die Ehre als Trägerin des "puck 2013" als beste Nachwuchsschauspielerin.
Soviel zur Vergangenheit, um die Zukunft der Szene geht es gerade bei der Vergabe der Konzeptionsförderungen für den Zeitraum 2015 - 2018. Noch bis 06. Januar können Theaterhäuser und freie Theatergruppen ohne eigene Spielstätte sich bei der Stadt Köln um diese Basisförderung bewerben, die maßgeblich zur Finanzierung des eigenen Betriebs und der im Antragszeitraum geplanten künstlerischen Projekte beiträgt. Demzufolge sind die Entscheidungen des Theaterbeirates der Stadt Köln für die meisten Kölner Theater und Gruppen oft eine Entscheidung über "Leben" oder "Sterben" des eigenen Betriebes. Interessierte Künstler, Häuser und Gruppen können sich beim Referat für Tanz und Theater im Kulturamt der Stadt weitergehend in Bezug auf die Antragstellung beraten lassen... Bon Chance...
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And the winner is …
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