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Eine Mentorin liest für ein Kind
Foto: Janet Sinica

Wie einfach der Erfolg doch manchmal ist

23. Dezember 2014

Das Konzept der Lesementoren geht nach fünf Jahren auf – Textwelten 01/15

Es war ein tapferer Versuch, der aus den Reihen der Grünen gestartet wurde, aber eine Breitseite von der Ministerin aus den eigenen Reihen erhielt. G8 rückgängig machen, den Erfahrungen Rechnung tragen, dass eine verkürzte Schulzeit, Stress, Schulverdruss, hastigen Unterricht und so viel Hausaufgaben verlangt, dass die Kinder entweder innerhalb ihrer Schullaufbahn scheitern oder ihre Kindheit aufgeben müssen. Sylvia Löhrmann hat die von der NRW-CDU initiierte Schulzeitverkürzung propagiert und sie hält auch weiterhin an ihr fest. Interessant ist vor allem die Begründung, dass der bürokratische Aufwand zu groß sei, um den – von Pädagogen schon zu Beginn als falsch erkannten Kurs – noch zu ändern. Kein Zweifel, die Mühen der Bürokratie wiegen auch im Deutschland unserer Tage noch schwerer als das Wohl der Kinder.

Wenn die Politik nicht bereit ist, für die kommende Generation die besten Bedingungen zu schaffen, dann muss die Bürgerschaft und das Heer der Freiwilligen dort helfen, wo die Not am größten ist. Zahlen und Statistiken verschleiern gerne, dass es sich bei jedem Kind, das auf der Strecke bleibt, um ein Einzelschicksal handelt. Ein Aspekt, der für die Lesementoren im Zentrum ihres Engagements steht. Einmal in der Woche kommt ein erwachsener Mentor in die Schule, um mit einem Kind zu lesen und über das Gelesene mit ihm zu sprechen. Die Kinder dürfen auswählen, was sie lesen möchten. Eine exklusive Situation, die ansonsten undenkbar in unseren Schulen ist. Dass sie Erfolge zeitigt, dass sich lernschwache Kinder in ihren Leitungen stabilisieren, dass die Kinder Selbstbewusstsein entwickeln und die Zahl der Schulabschlüsse steigt, wundert Pädagogen nicht. „Die Schulen sind unglaublich dankbar für diese Unterstützung. Sie betrachten die Aktivitäten der Mentoren als wichtige Unterstützung“, erklärt Ursula Schröter von der SK-Stiftung Kultur. Sie und ihre MitstreiterInnen von der Freien Volksbühne, der VHS und dem Büro für Bürgerengagement, die allesamt die Lesementoren organisieren, können sich vor Anfragen aus den Schulen kaum retten.

Bundesweit ist das Netz der Lesementoren ausgelegt, seit fünf Jahren gibt es sie in Köln. Als der erste Aufruf erfolgte, Kindern zu helfen, die wegen ihres Migrationshintergrunds oder einfach weil sie den Sprung in die Welt des geschriebenen Wortes nicht vollständig gefunden hatten, meldeten sich sofort 300 Freiwillige. Inzwischen sind es an die 470 Mentoren, die in 100 Kölner Schulen ausschwärmen, wo sie nicht selten auf dem Schulhof von einem Kind empfangen werden, das ihnen jubelnd entgegen stürmt. Es gibt Mentoren jeden Alters, aber Tatsache ist, dass der Frauenanteil bei 80 Prozent liegt und die meisten von ihnen nachberuflich tätig sind. Mindestens ein Jahr begleiten die Mentoren ihre Schützlinge, oft stehen sie ihnen auch auf Weiterführenden Schulen bei. Der Leseerfolg macht die Kinder stolz und eröffnet ihnen neue Bildungsmöglichkeiten. „Das ist auch ein großes Geschenk für die Mentoren“, sagt Ursula Schröter. Wie einfach der Erfolg doch manchmal zu erreichen ist, mit nicht mehr als einem Buch und einer Person, die zuhört.

THOMAS LINDEN

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