Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.558 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Carlsgarten im Carlswerk
Foto: Schauspiel Köln

Salamitaktik

25. September 2014

Für die Freie Theaterszene bleibt es eng – Theaterleben 10/14

Die Entscheidung des Theaterbeirates zur Konzeptionsförderung 2015-2018 ist seit einem halben Jahr gefallen, darf aber nicht kommuniziert werden, weil sie erst durch Kulturausschuss und Rat bestätigt werden muss. Eine Eingabe in den Kulturausschuss am 18.9. ist jüngst gescheitert, so dass es zur weiteren Verzögerung kommt. Für die betroffenen Akteure eine Katastrophe.

Durch die Gerüchteküche ist das Votum mittlerweile bis in die Szene vorgedrungen: Gibt es keine Aufstockung der Gelder von 1,08 Millionen Euro pro Jahr, so werden daraus 9 Häuser und freie Gruppen gefördert. Zwei weniger als im Zeitraum 2011-2014. Gibt es eine Erhöhung, so wurden weitere 3 Kandidaten für diese wichtige Förderung benannt. Es kann also nur eindringlich an die Politik appelliert werden, mindestens die 200.000 Euro, welche in den letzten beiden Jahren als „Feuerwehrtopf“ ein Theatersterben verhindert haben im Budget zu belassen und zudem für einen ehrlichen Inflationsausgleich bis 2018 zu sorgen. Darüber hinaus besteht die Forderung der Freien Theater fort, die Förderung der Freien im Verhältnis 10:1 an die Förderung der städtischen Bühnen zu koppeln, was mindestens einer Vervierfachung der Mittel gleichkäme. Erst dieser Befreiungsschlag würde eine zukunftsfähige Gestaltung der hiesigen Theaterlandschaft ermöglichen:

1. Die Schaffung einer großen Produktions- und Aufführungsstätte für die freien Ensembles der Darstellenden Kunst.
2. Die bedarfsgerechte Förderung der künstlerischen Produktion, so dass auch große spartenübergreifende Produktionen und internationale Koproduktionen möglich werden.
3. Eine adäquate Reaktion auf den flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn.
4. Die Internationalisierung der Szene durch internationale Gastspiele und Festivals.
5. Die professionelle überregionale und internationale Vermarktung einheimischer Produktionen durch die Stadt.

Zu allen genannten Zukunftsthemen gibt es Ansätze, die im Keim zu ersticken drohen: Der Ansatz, die Interimsspielstätte „Carlswerk“ in Mülheim weiter durch das Schauspiel Köln zu nutzen und auch für die Freie Szene zugänglich zu machen, wird aktuell zwar diskutiert, allein: Wo ist der politische Wille, wirklich Millioneninvestitionen in das freie Theater zu tätigen? Jüngst wurde die Kulturförderabgabe – auch „Bettensteuer“ genannt – durch richterlichen Beschluss zu Grabe getragen, aus der u.a. die Freie Szene Mittel erhalten sollte. Auf Landesebene gibt es eine Haushaltssperre. Das kürzlich vorgestellte Kulturfördergesetz ist daher nicht mehr als eine schwammige Willensbekundung ohne Verbindlichkeit.

Aktuell läuft eine Umfrage zur sozialen Situation Kölner Schauspieler. Man muss kein Prophet sein um die Ergebnisse vorherzusagen: Die Not macht die hiesigen Theater erfinderisch, und so werden sich viele auch in Zukunft gezwungen sehen, den gesetzlichen Mindestlohn durch das umstrittene GbR-Modell zu umgehen. Die mit vielen Vorschusslorbeeren gestartete Akademie der Künste der Welt fristet mittlerweile fernab der Öffentlichkeit ein Schattendasein, anstatt für neue Dynamik und internationale Vernetzung zu sorgen. Die als kluges Marketingexperiment durch die Kölner Theater gestartete Theaterzeitung AKT steht vor dem Aus, da weder die Stadt noch heimische Stiftungen, noch Firmen diesen wichtigen Beitrag zum kulturellen Marketing finanziell unterstützen. Vermutlich ein Todesurteil.

JÖRG FÜRST

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Civil War

Lesen Sie dazu auch:

Atmosphäre der Angst?
Vorwürfe gegen den Kölner Intendanten Stefan Bachmann – Theater in NRW 07/18

Alle sind gleich, manche sind gleicher
Wunsch und Realität bei Stadttheater und Freier Szene – Theater in NRW 06/18

Auf Wandel reagieren
5. Kulturpolitisches Symposium „Zukunft:Kultur“ – Spezial 05/18

Falsche Träume vom Sparen
Theatergutachten in Bonn empfiehlt Investitionen statt Kürzungen – Theater in NRW 05/18

Tod des Etappenhasen
Ende der Ära Millowitsch – Theaterleben 03/18

Der zweifelhafte Charme des Verfalls
Die Orangerie in Köln wird endlich generalsaniert – Theater in NRW 02/18

Nit für Kooche
Die Theaterförderung 2019-2022 steht an – Theaterleben 02/18

Unser aller Haus
Besetzung der Volksbühne Berlin – Theaterleben 11/17

Bonn(e) chance
Auch Bonn setzt in Stand – Theaterleben 10/17

Wäre ein Neubau besser gewesen?
Das Kölner Bau-Desaster – Theaterleben 08/17

Offene Wunde
Oper Köln: Pressekonferenz zur Situation am Offenbachplatz – Bühne 07/17

Schwerer Stand
Bühne der Kulturen in Schwierigkeiten – Theaterleben 07/17

Bühne.

Hier erscheint die Aufforderung!