Zum Jahresende sei noch einmal kurz an das traditionelle Gastspiel von Chilly Gonzales erinnert, der wieder ein Winterkonzert in der Philharmonie gibt. Der Wahl-Kölner aus Kanada, der zunächst zusammen mit Peaches Hip-Hop machte, später zwischen Soft Rock und Klaviermusik mäanderte, hat auch unglaubliche Talente als Entertainer. Zusammen mit dem Kaiser Quartett gibt er in der Philharmonie eine kommentierte Musikstunde. Die ist nicht nur erhellend und virtuos, sondern auch sehr lustig. In diesem Jahr unterstützt ihn niemand Geringeres als Jarvis Cocker von Pulp. Wegen der hohen Nachfrage gibt es das Ganze nun auch gleich an zwei aufeinander folgenden Tagen (28./29.12., 20 Uhr, Philharmonie Köln).
Im Januar ist es erfahrungsgemäß ein wenig ruhig auf den Konzertbühnen und in den kleineren Clubs. Diese Lücke schließt seit einigen Jahren die Cologne Music Week. Das von den Machern der c/o-pop initiierte Newcomer-Festival präsentiert bei freiem Eintritt neue Bands, Acts und DJs aus der Region, die so frisch sind, dass man sie teilweise nicht mal googeln kann. Als Resümee des diesjährigen Line-ups lässt sich sagen, dass sich Köln im Jahr 2015 auch jenseits der Elektronik, für die die Stadt lange Zeit mit dem in den 90er Jahren geprägten Begriff Sound of Cologne bekannt war und assoziiert wurde, eine Musikszene entwickelt hat, die auch internationale Strahlkraft hat. Popbands wie Von Spar oder Roosevelt stehen für einen eleganten Pop, den auch Cologne-Music-Week-Acts wie U 3000, Bergfilm oder Golf auf ihre Fahnen geschrieben haben. Aber auch experimentellere Acts wie Colorist oder Hall & Rauch können entdeckt werden (19.-24.1., diverse Orte, Info: colognemusicweek.de). Seit einigen Jahren ist auch das Ambientfestival „Zivilisation der Liebe“ mit der Musikwoche kurzgeschlossen. Hier gibt es betont ruhige und beruhigende Musik im sakralen Surrounding der Apostelkirche mit entsprechender Illumination. Bislang bestätigt sind u.a. Technopionier Thomas Fehlmann, das Kölner Gregor Schwellenbach Quintett, die kammermusikalische Popband Wooden Arms, die Violinistin und Pianistin Poppy Ackroyd sowie der High-Speed-Pianist Lubomyr Melnyk (22.-25.1., St. Aposteln, Info: ambientfestival.de).
Das südafrikanische Duo Die Antwoord besteht aus ¥o-Landi Vi$$er und Ninja, die beide Rappen, DJ High-Teck steht eher im Hintergrund. Ninja macht einen auf Eminem-Proll hoch zwei, ¥o-Landi ist eine Mischung aus Lady Gaga und androgynem Alien, und beide spielen die Rolle des grenzdebilen White-Trash-Pärchens bis ins letzte Detail. Dazu machen sie eine Musik zwischen Hip-Hop, Ghetto-Tech und dumpfem Rave. Die Konzeptkünstler ziehen nicht nur visuell und verbal ihre bitterböse und sehr ambivalente Show konsequent durch, ihre Musik klingt auch noch verdammt cool (19.1. 18.30 Uhr, Palladium). Das Hamburger Kollektiv HGich.T ist so etwas wie die betont schäbige low-fi Version von Die Antwoord. Hier regiert weniger die Angst als die Fremdscham. Die Wirkung ist jedoch ähnlich intensiv und nachhaltig (21./22.1. 20 Uhr, Sonic Ballroom). Grunge-Urgestein Mark Lanegan kommt nach Köln. Der ehemalige Sänger der Screaming Trees hat nie den ganz großen Durchbruch erreicht – auch mit den Trees gab es nur ein kurzes Gastspiel bei einem Majorlabel. Aber der Mann mit der tiefen Stimme macht unbeirrt weiter, jenseits vom Grunge. Längst ist er mit seiner Musik im traditionellen Gebiet der Americana zu Hause (31.1. 19 Uhr, Gloria).
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