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Dank der Oscars länger im Kino: „Birdman“
Foto: Jan Schliecker

Kunst oder Kommerz

26. März 2015

Über Oscars und Kinokassen – Filmwirtschaft 04/15

Während die drei großen Festivals in Berlin, Cannes und Venedig ein großes mediales Spektakel veranstalten und Filmstars aus aller Welt auf roten Teppichen versammeln, sind es doch meistens keine wirklich publikumswirksamen Großproduktionen, die dort ausgezeichnet werden. Das ist in Anbetracht einer meistens auch aus prominenten Filmkünstlern besetzten Jury nicht anders zu erwarten. Preisträger, die mit Bären, Palmen und Löwen in Gold ausgezeichnet werden, haben in der Regel anspruchsvolle, politische, sozialkritische und künstlerisch ambitionierte Werke, aber keine Blockbuster hergestellt.

Anderes sagt man der Preisverleihung in Hollywood nach, die die Academy Awards vulgo Oscars mit einer noch viel größeren weltweiten Aufmerksamkeit verleihen. Die Jury wird hier nicht von einem Festivalleiter ernannt, sondern rekrutiert sich aus den Preisträgern der Vergangenheit. Hier bewerten also die jeweiligen Fachleute die Kollegen der aktuell nominierten Filme. Gemeinhin gilt, dass im Gegensatz zu den europäischen Festivals hier im Herzen der Filmwelt regelmäßig die Großproduktionen der Studios ausgezeichnet werden und auch eine kommerzielle Qualität eine Beurteilungsgröße darstellt. Da alle nominierten Filme zumindest in Amerika ihre Kinoauswertung absolviert hatten, kann diese Größe auch gut herangezogen werden. Die europäischen Festivals laden ohnehin nur Filme ein, die noch nirgendwo zu sehen waren.


Insgesamt trügt jedoch der Eindruck, die Oscars gingen nur an kommerzielle Filme. Denn schaut man sich lediglich die mit dem Spitzenpreis ausgezeichneten Filme des jeweiligen Jahres an, sind viele dabei, die bei uns nur bescheidene Besucherzahlen erreichten.

Besucher in Deutschland für Filme mit dem Oscar „Bester Film“

1975-1984

11,7 Mio.

1985-1994

34,2 Mio.

1995-2004

48,5 Mio.

2005-2014

8,2 Mio.

Quelle: FFA, eigene Berechnungen

In den letzten zehn Jahren haben die besten Filme in Deutschland zusammen gerade mal 8,2 Millionen Besucher erzielt. Das Episodendrama „L.A. Crash“ (2006) erreichte rund 260.000 Besucher, das Kriegsdrama „The Hurt Locker“ (2010) 60.000, die Agentengeschichte „Argo“ (2013) 200.000 und die Ode an den Stummfilm „The Artist“ (2012) kam auf 700.000. In dieser Hinsicht war der Zeitraum von 1995-2004 am erfolgreichsten, allein „Titanic“ kam auf 18 Millionen Besucher. In dieser Dekade wurden aber auch die Blockbuster „Gladiator“, „Schindlers Liste“, „Forrest Gump“ und ein „Herr der Ringe“-Teil als bester Film ausgezeichnet. In den letzten 30 Jahren gab es insgesamt sieben Filme, die es in Deutschland jeweils in die Jahres-Top-3 geschafft haben und 19, die eine Platzierung jenseits der Top 30 belegten. Und gerade waren es solche Filme, die auch besondere künstlerische Qualitäten aufwiesen. „Birdman“ ist aktuell ein gutes Beispiel hierfür, ähnlich wie „12 Years a Slave“, „Departed“ und die oben zuerst genannten Filme. Besonders schön sind dann die Auszeichnungen, die Kunst und Kommerz miteinander verbinden wie „Der Pate“, „Gandhi“, „Amadeus“, „Der letzte Kaiser“, „Der englische Patient“ und „American Beauty“.

KIM LUDOLF KOCH

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