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Hilft Liam Neeson bei der Suche nach seiner wahren Identität: Diane Kruger in „Unknown Identity“

„Ich habe Angst zu sterben“

21. Februar 2011

Diane Kruger über „Unknown Identity“, ihr Verhältnis zum Tod und ihre Beziehung zu Deutschland - Roter Teppich 03/11

1976 kam Diane Kruger als Diane Heidkrüger in Niedersachsen zur Welt. Über die Zwischenstation als Model begann sie in Paris ihre Schauspielkarriere, die sie schnell bis nach Hollywood führte. In Filmen wie „Troja“, „Das Vermächtnis der Tempelritter“ oder Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ stellte sie ihr Starpotenzial unter Beweis. Nun ist sie an der Seite von Liam Neeson in einer Actionrolle als bosnische Taxifahrerin Gina in „Unknown Identity“ auf der Leinwand zu sehen.

choices: Frau Kruger, Sie haben einmal gesagt, dass Sie gerne Rollen spielen, die kontrovers sind. Worin lag bei Gina das Kontroverse?
Diane Kruger:
Na ja, Rollen müssen nicht unbedingt kontrovers sein, aber sie sollten eine Komplexität besitzen. Für das Genre des Actionthrillers ist es ungewöhnlich, dass eine weibliche Figur mehrere Facetten hat. Ich fand gut, dass man sieht, woher sie kommt. Gina ist eine Figur, die auf dem Papier sehr tough ist, aber wenn man dann ein bisschen kratzt, offenbart sie ihre Verletzlichkeit. Das fand ich sehr berührend.

Sie selbst haben durchaus Lust auf Actionrollen. Haben Sie da irgendwelche Vorbilder, im weiblichen Bereich gibt es ja nicht allzu viele?
Es war lustig, das hier einmal zu machen. In diesem bestimmten Fall wollte ich das machen, weil es zur Rolle passte. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich nun die nächste Angelina Jolie in „Salt“ werde. Aber, wer weiß… (lacht)

Werden Sie die Rolle auch für die deutsche Fassung wieder synchronisieren?
Ich hätte es gerne gemacht, aber leider nein. Ich hätte für die deutsche Fassung den bosnischen Akzent auch noch einmal lernen müssen, und dafür habe ich leider überhaupt keine Zeit. Normalerweise synchronisiere ich meine Rollen auch immer für den deutschen und den französischen Markt, aber in Frankreich mache ich das dieses Mal auch nicht. Ich bräuchte für das Lernen des Akzents in jeder Sprache noch mal zusätzlich drei bis vier Wochen, was zeitlich einfach nicht drin ist. Ich benötigte vier Monate, um mir den Akzent für die englische Fassung anzutrainieren, und es wäre schade, das nun für die deutsche oder französische Fassung mangels Zeit zu ruinieren.

„Unknown Identity“ bietet einige extreme Situationen, ähnlich wie ihr kürzlich abgedrehter Film „Special Forces“ – wie ist es um Ihre eigenen Survival Skills bestellt?
Angeblich sehr gut, wie ich in Tadschikistan festgestellt habe. Manchmal denke ich wirklich, warum mache ich so etwas eigentlich. Neunzehn Stunden sind wir von Duschanbe gefahren, das ist die Hauptstadt von Tadschikistan, um auf viereinhalb tausend Metern im Himalaja anzukommen und dort in einem Zelt ohne Elektrizität zu schlafen. Anderthalb Monate war ich ohne Telefon und Internet, da fragte ich mich wirklich, was ich denn da eigentlich mache. Auf der anderen Seite war es ein unglaubliches Erlebnis. Aber es sind manchmal schon Extremsituationen. Wenn man in einer Großstadt dreht, kommt man am Abend nach Hause, kann dort wieder abschalten. Aber dort kam man einfach nie weg, konnte sich am Abend nicht richtig erholen, hatte kein tolles Essen und kein Glas Wein, um mal über etwas Anderes zu reden. In „Special Forces“ hatte ich dann auch noch jede Menge emotionaler Szenen. Da habe ich eine der bislang intensivsten Rollen meines Lebens gespielt, und davon kommt man dann auch nach Drehschluss nicht so richtig los. Ich war noch nie so deprimiert nach einem Dreh. Ich habe einen Monat gebraucht, um wieder in mein Leben zurückzufinden.

Was war der verrückteste Job, den Sie jemals angenommen haben?
Das war als Altarmädchen bei Beerdigungen, und das zwei Jahre lang, ohne Witz! Im Alter von zehn bis zwölf Jahren habe ich das gemacht. Ich bin sehr katholisch aufgewachsen, und da habe ich dann bei Beerdigungen vor dem Sarg gestanden, dreimal die Woche. Man sieht den Leuten dann mit der Zeit an, ob die Hinterbliebenen wirklich traurig sind oder nicht.

Haben Sie dadurch ein anderes Verhältnis zum großen Mysterium Tod bekommen?
Ich habe Angst zu sterben, das möchte ich nicht. Ich denke darüber schon relativ häufig nach, denn ich habe beispielsweise große Angst vor dem Fliegen. Ich glaube, weil ich so häufig fliege, steigt die Wahrscheinlichkeit immer mehr, dass mir dabei irgendwann mal etwas passiert.

Wie viel vom ursprünglichen deutschen Mädchen haben Sie auf ihrem Weg über Paris, Kanada und Hollywood verloren?
Ich glaube nicht, dass ich viel verloren habe. Ich bin nur heute einfach jemand anderes, als ich geworden wäre, wenn ich komplett in Deutschland geblieben wäre. Aber ich wäre auch jemand anderes, wenn ich nur in Paris geblieben oder wenn ich nur Model geblieben wäre. Das kann man so überhaupt nicht beurteilen. Ich habe das Gefühl, ich bin die gleiche Person, die damals mit 16 Jahren weggegangen ist. Auf der anderen Seite ist es klar, dass ich viele Tricks and Trades mitgenommen und gelernt habe. Aber als Person habe ich noch immer die gleichen Freunde und die gleichen Bekannten. Ich glaube nicht, dass ich mich sehr verändert habe.

Wenn Ihnen als Deutsche manchmal deutsche Worte nicht mehr einfallen, weil Sie so sehr im Englischen verhaftet sind, ist das dann ein komisches Gefühl?
Ab und zu schon, aber das dauert dann meistens nur so eine Woche, dann kommt das alles wieder. Aber mit dem Französischen ist es das gleiche, wenn ich davor zu lange in Amerika gewesen bin.

Ihre in Deutschland gedrehten Filme waren bislang immer ausländische Produktionen. Könnten Sie sich auch einmal vorstellen, in einer rein deutschen Produktion mitzuspielen?
Ja, das würde ich sogar sehr gerne einmal. Es war immer mein Traum, eine internationale Schauspielerin zu sein und zwischen den Stühlen zu sitzen. Ich möchte wirklich nicht nur deutsch sein, nicht nur französisch oder nicht nur amerikanisch. Ich möchte alle Nationalitäten spielen können, in allen möglichen Sprachen. Mit deutschen Regisseuren einmal zu arbeiten, wäre wirklich ein Traum.

Interview: Frank Brenner

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