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Harmlose Linien, die Räume sprengen

19. April 2014

Monika Grzymala und Ines Hock in der Villa Zanders – Kunst 05/14

Am Anfang war die leere Galerie mit ihren weißen Wänden, dann schlug ein Meteorit hinein. Unheil richtete er nicht an, er besteht aus Papier. Die Berliner Künstlerin Monika Grzymala, die als Zehnjährige aus Polen nach Deutschland kam und zunächst zur Steinbildhauerin ausgebildet wurde, zeigt momentan in der Städtischen Bergisch Gladbacher Galerie Villa Zanders eine große Rauminstallation aus Klebepapierstreifen. So entfernt sie sich von der zweidimensionalen Linie auf einem Blatt, löst die Grenze zwischen Wand und Raum auf und schafft temporäre Gebilde im Schwebezustand. Das Temporäre bezieht sich hier nicht auf die Dauer der Ausstellung, sondern tatsächlich auf die Lebensdauer des Kunstwerks, die ephemeren Gebilde enden nach ihrer Zeit als dahinsiechender Papierhaufen.

Eigentlich kommt die Künstlerin von der Linie an sich, mit Bildhauerei zeichnen, das wollte sie einmal, heute sind es eher Großinstallationen, die auch Museen oder Bühnen füllen – und immer arbeitet die Künstlerin allein, auch für die Ausstellung „Rückbau“ in Bergisch Gladbach, die neben der Raumzeichnung „Meteorit“ (2014) auch Reliefzeichnungen auf handgeschöpftem Papier zeigt.

Ganz anders dagegen arbeitet Ines Hock, die in Frechen bei Köln lebt, mit der Linie. Sie setzt auf Farbe und bleibt konsequent in der Zweidimensionalität. Rhythmik und Farbklang dominieren die zum Teil großformatigen Bilder, die unabhängig vom Raum existieren. Ihre Ausstellung „Line to Line“ wird nicht ohne Grund parallel zu Monika Grzymala gezeigt. Zwei künstlerische Haltungen prallen da aufeinander, wenn doch die Bausteine ähnlich zu sein scheinen: Einfache Strukturen in einem frei dahinfließenden Duktus. Hock folgt bei der Malerei dem eigenen inneren Rhythmus und verbindet fast nebenbei die Graphik mit der Malerei. Ihre Arbeiten mit Bleistift oder Aquarellpinsel dehnen sich visuell zum Farbraumkörper, der dann wieder zur Fläche zurückschwingt. Auch so erforscht sie prozesshaft den Raum, der die Bilder umgibt und erzeugt Wechselwirkungen, die zwar keine radikale Veränderung bewirken, aber dennoch fein und sensibel eingreifen in Architektur und Gedankenwelt des Betrachters.

Monika Grzymala „Rückbau“ / Ines Hock „Line to Line“ | bis 1.6.2014 | Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach | www.villa-zanders.de/

Peter Ortmann

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