In Köln soll um das Jahr 2018 herum die fünfte Spielbank in NRW eröffnen. Dafür haben Kölner Kommunalpolitiker seit gut 30 Jahren gekämpft. Kurz vor dem Ziel gibt es noch einmal Streit um den richtigen Standort in der Stadt selbst. Ein Zank auch mit historischem Hintergrund.
Guten kölnischen Katholiken galten weltliche Vergnügungen wie Wein, Weib und Gesang immer schon als suspekt – aller Folklore zum Trotz. Um diese Laster ohne großes Aufsehen auch jenseits des Karnevals genießen zu können, verlagerte der gläubige Kölner dergleichen schon im Mittelalter ins Rechtsrheinische. Auf der „Deutzer Freiheit“ drängte sich nicht nur Wirtschaft an Wirtschaft, 1753 lizensierte dort der dafür zuständige Kurfürst sogar ein Spielcasino. Es wurde ein großer Erfolg, denn auch Glücksspiel war links des Rheins offiziell aufs Schärfste verpönt.
Die aktuelle Debatte folgt unverdrossen dem alten Muster. Linksrheinisch darf es nach Meinung der heutigen Follower schon wegen „kultureller“ Erwägungen kein Glücksspiel geben. Thomas Tewes, der Hauptgeschäftsführer von „Haus und Grund“, fürchtet das Casino zudem, weil sich mit ihm „Glamour und Außergewöhnlichkeit“ verbindet. So etwas passt nicht in die biedere Kölner City! Also alles wie gehabt erstmal nach drüben.
Deutz ist damit wieder einschlägig im Gespräch. Zwischen KölnArena und Messe, Rheinboulevard und Gebäude 9 soll nach derzeitigen Vorstellungen das Casino platziert werden. Ein richtiger Schritt, findet der Verband der Spielbanken Deutschland: „NRW ist hinsichtlich Kurorten nicht so reichhaltig ausgestattet wie andere Bundesländer. Entsprechend klein ist das Spielbankenangebot in NRW.“
Glücksgefühle …
Gregor Schuber hat schon für Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone, Franz Beckenbauer und Mario Adorf gekocht.Michael Dyllong wurde 2011Vizeweltmeister der Jungköche. Ausrichter des traditionsreichen Wettbewerbs für den Küchennachwuchs unter 27 ist die Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs, im Geschäft seit 1248. Dyllong ist dazu der einzige Sterne-Koch Dortmunds. Die Meister eint Außergewöhnliches: sie sind beide für die Westspiel GmbH tätig. Der eine im Spielcasino in Duisburg, der andere im Spielcasino Hohensyburg.
Wenn man Besuchern glauben darf, stellen sich bei manchen Glücksgefühle nicht erst am Spieltisch, sondern schon und vor allem in den Casino-Restaurants ein. Manch einer soll darüber sogar das Spielen am Automaten vergessen haben. In der verschrobenen Welt der Politischen Klasse mag beim Thema Glücksspiel viel über Jugendschutz debattiert werden, in der Entertainment-Branche weiß man längst, dass jedes Unternehmen im eigenen Interesse neben dem Kerngeschäft mehr bieten muss.
Ein Programmkino kommt ohne Gastronomie kaum über die Runden, das gilt erst recht für Multiplexe und vergleichbare Projekte. Das erfolgreichste Westspiel-Casino in Duisburg hat seinen Standort denn auch in einem Dreieck zwischen dem CityPalais – einer Shopping Mall – der Mercatorhalle für Events aller Art und dem betriebseigenen Restaurant „Inside“. Auf einem überschaubaren Areal bietet sich so die allseits propagierte „Konsum- und Erlebniswelt“ in vielfältigen Variationen. Auch in Aachen ist im Zuge der Renovierung des alten Casinos ein ähnlicher „Umbau“ geplant. Neben dem eigentlichen Spielbetrieb steht eine Ausweitung des Gastronomie und des Entertainments etwa durch ein Varieté an. Auch der dortige EuroKongress hat Interesse bekundet. Kurz: Glücksspiel als singuläres Angebot ist überall out.
… und Spieltrieb
Vor diesem Hintergrund ist Deutz für ein multimedial aufgestelltes Casino inkl. Gastronomie und Entertainment-Angebote ein geradezu idealer Standort. Die Messe schließt in aller Regel am frühen Abend, es gibt vor Ort viele Hotels, weitere befinden sich in Planung. Da sind Angebote gefragt, die diesen Zeitraum abdecken. Eine wesentliche Zielgruppe der Nachfrage nach Entertainment aller Art sind mithin Touristen vor Ort. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass Köln als „touristische Destination“ und die Bedeutung der Branche für die Stadt insgesamt wächst. Für den Standort Deutz sprechen auch weitere flussläufig erreichbare Angebote wie Gebäude 9 oder Off-Events wie die „Kölner Liste“.
Ein partieller Spielverderber für den Entertainment orientierten Aufbruch könnte die Zurich Versicherung sein. Sie pokert derzeit um den Standort für ihre zukünftige Deutschlandzentrale. Für Köln hat sich das schweizerische Unternehmen schon entschieden. Ob sie in Deutz ihr neues Domizil baut oder in Mülheim, macht sie dem Vernehmen nach auch vom Umfeld abhängig.
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