In der Late Night Leseshow „For your Ears only“ des Autors und Poetry Slammers Alexander Bach dreht sich alles um Bücher und um Worte. Um Wortgeflechte und Wortgefechte. Jeden ersten Sonntag im Monat begrüßt er im „Blue Shell“ einen Gast, der in gemütlicher Clubatmosphäre seine neueste Veröffentlichung präsentiert. So plauderte er gestern vergnüglich mit der Kölner Comedy-Autorin Andrea Volk über ihr neues Buch „Wenn Sie jetzt anrufen, bekommen Sie den Moderator gratis dazu!“ (Heyne Verlag).
Volk bezauberte durch Anekdoten aus Leben und Job, noch mehr aber, wenn sie gerade aus ihrem Enthüllungswerk las, das sie am liebsten „Im Paradies der Blöden“ genannt hätte. Sechs Jahre arbeitete sie nämlich im Inneren des Teleshopping-Universums und schrieb heimlich mit, wie kurios es vor und hinter den Kulissen zugeht. Schließlich fand sich ein mutiger Verlag: Aus QVC wurde der fiktive Sender HCS (Happy Comfort Shopping), Namen von Personen wurden ersetzt und die Notizen in einem Buch veröffentlicht, das amüsiert und alle Illusionen durchbricht, die die Teleshoppingwelt für Zuschauer so mühevoll aufrechterhält. Volk karikiert, bis es einem graut.
Im Blue Shell präsentierte die Autorin sich sympathisch und lautstark. Mal unter die Gäste gemischt, dann wieder mit eindrucksvollem Auftritt auf der Bühne. In einen rosaroten Plüschmantel gehüllt, stand sie im schummerigen Licht und unterhielt mit Geschichten über komische Gestalten, die sich in die Leitung verirrt hatten, oder über sonderbare Kundenbewertungen im Internet. Den Zuschauern bot sich ein gewaltiges Stimmenspiel. Mit ihrer Solo-Performance gelang es Volk, die Köpfe der Zuhörer mit sonderbaren Figuren zu bevölkern, so dass man die geballte Idiotie unaufhaltsam vor sich abspielen sah.
Charmant und spontan gab sie sich auch im Gespräch und gewährte interessanten Einblick in die Arbeit eines Live Presenters. Genauso offen sprach sie über die Verlagssituation und die Schwierigkeit, über einen global agierenden Konzern und sein Milliarden-Geschäft zu schreiben. Einige Verlage schraken davor zurück. Auch der Heyne-Verlag hat schließlich einige Stellen herausgenommen. Volk aber betonte, mit ihren Geschichten nichts anprangern und niemanden angreifen zu wollen. Aufdecken und vor allem unterhalten sei ihr Ziel. „Letztendlich“, so Volk, „ist Teleshopping nur eine Zuspitzung der gesamten Konsumerie, die wir in jeder Zeitschrift finden, die wir aufschlagen.“
Aktuell ist sie außerdem mit ihrem ersten Solo-Programm „VolksBelustigung“ unterwegs und tritt am 7.1. um 20.30 Uhr im Atelier-Theater auf. Auch diesmal fehlen die großen Themen nicht: Es geht um Verblödung, Geld, um Männer und Frauen und nicht zuletzt um die Mädchen vom Hansaring. Nach merkwürdigen Situationen, so plauderte Volk, suche sie aber nie. Skurrile Geschichten finden sie einfach. Und manchmal sogar so oft, dass sie sich nur an den Kopf fassen und denken könne: „Bitte, bitte, ich will nicht schon wieder aufschreiben müssen.“
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Wortspielspaß und Sprachsensibilität
Rebecca Guggers und Simon Röthlisbergers „Der Wortschatz“ – Vorlesung 03/24
Lebensfreunde wiederfinden
„Ich mach dich froh!“ von Corrinne Averiss und Isabelle Follath – Vorlesung 03/24
Das alles ist uns ganz nah
„Spur und Abweg“ von Kurt Tallert – Textwelten 03/24
Spurensuche
Comics zwischen Wirklichkeit, Fantasie und Spektakel – ComicKultur 03/24
Wut ist gut
„Warum ich Feministin bin“ von Chimamanda Ngozi Adichie – Vorlesung 03/24
Unschuldig bis zum Beweis der Schuld
„Der war’s“ von Juli Zeh und Elisa Hoven – Vorlesung 02/24
Das Drama der Frau um die 50
„So wie du mich willst“ von Camille Laurens – Textwelten 02/24
Gertrude, Celeste und all die anderen
Progressive Frauen in Comics – ComicKultur 02/24
Sprachen der Liebe
„So sagt man: Ich liebe dich“ von Marilyn Singer und Alette Straathof – Vorlesung 02/24
Umgang mit Krebserkrankungen
„Wie ist das mit dem Krebs?“ von Sarah Herlofsen und Dagmar Geisler – Vorlesung 01/24
Schlummern unterm Schnee
Alex Morss’ und Sean Taylors „Winterschlaf – Vom Überwintern der Tiere“ – Vorlesung 01/24
Held:innen ohne Superkraft
Comics gegen Diktatur und Ungerechtigkeit – ComicKultur 01/24
Am Küchentisch
„Kleiner Vogel Glück“ von Martin Mandler – Textwelten 01/24
Tod und Venedig
Daniel Schreiber liest im MAKK aus „Die Zeit der Verluste“ – Lesung 12/23
Federknäuel im Tannenbaum
„Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind“ von Erhard Dietl – Vorlesung 12/23
Glühender Zorn
„Die leeren Schränke“ von Annie Ernaux – Textwelten 12/23
Reichtum und Vielfalt
„Stärker als Wut“ von Stefanie Lohaus – Klartext 12/23
Die Umweltschutzuhr tickt
„Der Wald ohne Bäume“ von Jeanne Lohff – Vorlesung 12/23
Ernste Töne
Neue Comics von Sfar, Yelin und Paillard – ComicKultur 12/23
Unter der Oberfläche
„Verborgen“ von Cori Doerrfeld
Den Essay zum Leben erwecken
7. auftakt festival in Köln – Festival 11/23
Wenn die Blätter fallen
„Im Herbstwald“ von Daniela Kulot – Vorlesung 11/23
Ausstellung in Buchformat
Wenn jedes einzelne Panel im Comic einem Kunstwerk gleicht – ComicKultur 11/23
Nahrhafte Lektüre
„Das Alphabet bis S“ von Navid Kermani – Textwelten 11/23
Tierischer Gruselspaß
„Die Schule der magischen Tiere: Ach du Schreck!“ von Margit Auer