Vor 50 Jahren wollte die Kinobranche eine Auszeichnung für solche Filme schaffen, die im Kino besonders erfolgreich sind. Der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) erfand deshalb gemeinsam mit dem Brancheninformationsblatt Filmecho-Filmwoche die Goldene Leinwand. Verband und Fachzeitschrift sollten von nun an jedem Verleih, der einen Film herausbrachte, der mehr als 3 Millionen Besucher in die Kinos lockte, mit diesem undotierten Preis auszeichnen. Für Filme, die ein Vielfaches davon erreichen, wurden Brillanten in die Leinwand gesetzt – in der Regel bis zu drei für Filme über 12 Millionen, was allerdings nur „Titanic“ und „Harry Potter und der Stein der Weisen“ erreichten. „Titanic“ als Allzeitfavorit mit mehr als 18 Millionen Besuchern erhielt noch zwei weitere Sonderausgaben. Auszeichnungen werden auch für Filmreihen wie „James Bond“, „Star Wars“ oder „Harry Potter“ vergeben, weiterhin gibt es Ehrungen und für Persönlichkeiten des Films.
Bis heute wurden insgesamt 377 Filme, davon knapp 20 % deutsche ausgezeichnet. Der erste im Jahr 1964 war „Der Schatz im Silbersee“, die aktuellste Auszeichnung ist „Monsieur Claude und seine Töchter“. Übernommen wurde die Idee von der Schallplattenindustrie, die den Verkauf erfolgreicher Tonträger auszeichnete. Während hier aber die relevanten Stückzahlen zur Erreichung des Preises immer heruntergesetzt wurden, hatte die Schwelle der 3 Millionen für die Goldene Leinwand von Anfang an Bestand. Dies war auch deshalb möglich, da seit 1990 das Auswertungsgebiet nunmehr die neuen Bundesländer einbezog.
Schaut man sich die Liste der Filme an, lassen sich einige interessante Feststellungen machen. Während in den ersten Jahren überwiegend deutsche Filme ausgezeichnet wurden (64 % in der ersten Dekade), nahm der insbesondere amerikanische Film ab Mitte der 70er Jahre das Heft in die Hand. In den letzten 40 Jahren kam der deutsche Film nie mehr als auf durchschnittlich 16 %, in einigen Jahren waren gar keine deutschen Filme dabei. Parallel zur Verschiebung des Produktionslands kann auch eine Verlagerung der Qualität festgestellt werden. Gerade die Filme von Oswalt Kolle, die „Schulmädchenreporte“ und die „Lümmel“-Filme sorgten zwar für volle Kassen, wurden aber von der strengen Filmbewertungsstelle (FBW) nicht mit Prädikaten ausgezeichnet. Nur ein Drittel der Kinohits wurden mit „Wertvoll“ oder „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet. In der Dekade von 1994-2003 wurden etwa drei Viertel aller Filme von der FBW prämiert; sie stellte mit 111 ausgezeichneten Filmen auch die wirtschaftlich erfolgreichste Zeit des deutschen Kinos dar. Im Jahr 2001 wurden knapp 180 Millionen Besucher und insgesamt 16 Goldene Leinwände gezählt, 2014 werden es wohl nur maximal 125 Millionen und maximal drei Auszeichnungen.
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