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„Displaced Person"
Foto: © Meyer Originals

Berührende Begegnungen

30. Oktober 2014

Die szenische Installation „Displaced Person" – Theater am Rhein 11/14

Displaced Persons sind „Zivilisten außerhalb der nationalen Grenzen ihres Landes aus kriegsbedingten Gründen, die nach Hause zurückkehren wollen, aber dazu unfähig sind, oder die ohne Hilfe kein Zuhause finden oder die in feindliches oder ehemals feindliches Territorium zurückgebracht werden müssen." So heißt es in einer Order des Alliierten-Hauptquartiers vom Juni 1944. Doch natürlich gibt es auch heute noch unzählige Menschen, die unfreiwillig ihre Heimat verlassen müssen. Wie sie den Krieg zuhause erlebt haben, wie es ihnen heute geht, was ihre Hoffnungen und Träume sind, dazu hat Ulrike Janssen vom theaterblackbox mit einigen von ihnen Interviews geführt, Dokumente und Selbstzeugnisse gesammelt.

Auf der Bühne des Theaters der Keller stehen stellvertretend als Darsteller ihrer eigenen Lebensgeschichten – und auch als Verbindung zwischen damals und heute – Gerda Böken (Deutschland), Ounfa Cone (Elfenbeinküste) und Idris Kani (Syrien). Stimmen von weiteren Vertriebenen kommen immer wieder aus dem Off („Fremdsein ist ein Grab", wird etwa ein Mann aus dem Arabischen übersetzt). Die Aussagen mischen sich mit Videoporträts, die auf mobile Stellflächen projiziert werden. Sie alle erinnern sich an das Unterwegssein, sprechen über traumatische Erlebnisse, reflektieren über ihre Identität und über das Ankommen. Manchmal treten die beiden jungen Männer und die ältere Dame auch in Dialog miteinander. Dann kommt eine Lebendigkeit und größere Direktheit ins Stück. Insgesamt ist die szenische Installation in eine ästhetisch ansprechende, aber auch recht distanzierende, kühle Form gefasst. Das vermittelt eine gewisse Strenge, hilft aber auch dabei, Betroffenheitsfloskeln zu umschiffen.

Visuell, akustisch und textlich ist die vielschichtige Montage einfallsreich. Lyrische Passagen, atmosphärische Töne und Effekte von Licht und Schatten erweitern die Perspektive. So wird die ernste Thematik aufgelockert, ohne sie zu banalisieren, und hilft der künstlerische Zugang mittels Bildern und Sprache, festgesetzte Vorstellungen beiseiteschieben und sich auf berührende Begegnungen einlassen zu können.

„Displaced Person – Einübung in Heimatlosigkeit" | R: Ulrike Janssen | Theater der Keller | Mi 5.11. 20 Uhr, So 16.11. 18 Uhr | 0221 27 22 09 90

JESSICA DÜSTER

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